Wer an Herbst denkt, ist mit einem Bein im Vorweihnachtstrubel. Einzige Ausnahme scheine ich zu sein, bei mir ist Herbst! Meine Tochter rief mich gestern aus Paris an: Mami, hier ist überall Christmas Glitzer, die ganze Stadt ein Lichtermeer mit Tannenbäumen, bunten Kugeln und funkelnden Sternen. Ich schaue mich um, hier brennen die Kerzen, die Atmosphäre ist heimelig, ein paar Freunde und Kundinnen kommen vorbei.

Ruwenzori Bluse, Wolle (€ 498) und passender wadenlanger Wickelrock dazu (€ 498).

Advent und Weihnachtsvorfreude beginnen für mich erst in ein paar Tagen und bis dahin habe ich auch den Tannenbaum organisiert, die Dekoration gebastelt, den Karton mit den handbeschriebenen Kugeln gefunden und die Kerzen besorgt. Für die meisten mal wieder auf den letzten Drücker. Für mich früh genug.

Es ist Sonntag, ich habe länger geschlafen als sonst, draußen ein Wechsel von Regen und Sonne. Perfekt für ein kleines spontanes Herbst Fotoshooting, das vielleicht die Wunschliste für Weihnachten noch ein wenig länger macht.

Großes Collier von Yves Saint Laurent aus den 1980er Jahren, Holz, Kunststoff, vergoldete Metalllegierungen.

Mit dem Fahrrad radele ich durch den Regen entlang der Alster. Gleich wird die Sonne herauskommen und dann gibt es diesen Rausch der Farben, wie ihn nur solch ein Wetter und Licht hervorbringen kann.

Charles Jordan, Ausführung Atelier Robert Goossens, Paris.

Was für ein Glück, dass ich mir die Weihnachtskugeln noch ein paar Tage aufgespart habe, denn sonst hätte ich dieses kleine Herbst-Spektakel übersehen. Wir dürfen manchmal nicht zu schnell nach vorne stürmen, vom Spätsommer in den Halloween-Hype und dann zu den Weihnachtsmännern.

Uns entgeht so viel, wenn wir immer nur eilen. Zum Beispiel so ein Genuss, wie ich ihn gerade habe mit meinem Rucksack voller außergewöhnlicher Schmuckteile, meinem Fahrrad, dem kleinen Stativ, meinem Handy und den Sträuchern und Hecken mit dem letzten Laub.

Yves Saint Laurent Vintage Collier aus Kunststoff mit Metall-Kügelchen, siebziger Jahre.

Gestern besuchte mich Karen Michels und erzählte mir von der Vermeer Ausstellung in Dresden, von dem Bild der Frau, die die Perlen abwiegt. Es ist ein ganz stiller Moment, ein Innehalten. Ich denke an ihre Worte, während ich ganz vorsichtig die Ketten auf den Ästchen dekoriere.

Yves Saint Laurent Vintage Schmuck, Knststoff-Kugeln mit Metall-Stäbchen, siebziger Jahre.

Wie der Schmuck sich in die Vorgarten-Natur einfügt, so als wären sie füreinander gemacht. Verwelckte Blätter spielen mit dem Braun und Gold der Kugeln und Stäbchen. Mein Auge schärft sich für jedes Detail. Beinahe könnte ich alles um mich herum vergessen.

Eine alte Damen kommt aus dem Haus, sie wohnt hier, es ist ihr Garten. Sie beschreibt das leidige Fegen der Blätter, während ich ihr von Yves Saint Laurent und seinem Schmuck erzähle. Wir verabschieden uns mit einem Lächeln.

Ein wenig entschuldige ich mich innerlich für die Blätterunordnung, die ich im Anschluss daran produziere, aber Wind und Regen werden ihr übriges tun. Ich genieße meine Schätze und die „geklaute“ Zeit an diesem Sonntag Morgen im Herbst.

Nun bin ich gespannt, welcher der Peziosen in einer kleinen hübschen Schachtel unter dem Weihnachtsbaum liegen werden. Eine ist schöner als die andere verbunden mit der Aura des Besonderen, das man so selten findet in der Black-Friday und Advents-Lichtermeer-Aufregung.