Einer, den man übersehen hat, den ich übersehen habe? Bis vor kurzem hatte ich noch nie etwas von dem deutschen Künstler Herbert Zangs (1924 – 2003) gehört, dabei zählt er zu den Wichtigen der Kunst nach 1945 mit einem Leben, das sich wie ein Roman liest.
Direkt nach dem Krieg studierte er an der Düsseldorfer Akademie und schlug sich die Nächte als Türsteher mit seinem Freund Günter Grass um die Ohren. Mit Joseph Beuys gab es immer wieder Begegnungen und künstlerische Nähe. Noch vor ZERO und dem Informell begann Zangs mit seinen „Verweißungen“ und Collagen, die ihm seinen Platz in der zeitgenössischen Kunstgeschichte sicherten und zum Vorbild für Jüngere wie Günther Uecker werden ließ. Er reiste, er erwarb ein Haus in Südfrankreich, wurde zum Freund von Albert Camus. Sicherlich ist die Teilnahme an der documenta 6 eine weitere wichtige Markierung in seinem künstlerischen Leben zwischen Revolute und Rückzug, wechselnden Wohnsitzen in Deutschland, Frankreich und den USA und dem Austausch mit berühmten Weggefährten.
Wir zeigen in der Milchstrasse 11 in Hamburg Pöseldorf den „Schuh“ von 1970, Mischtechnik, 62 x 57 cm, (Galerie Herold, € 7.800). Es ist eine Arbeit, die fesselt, die sich nur scheinbar zurücknimmt. Der Kasten mit dem Schmutzgekrümel und dem zerdrückte Schuhe auf Pappe erzählt eine Geschichte von Fussball im Hinterhof zwischen Häusertrümmern, Pfützen, heiseren anfeuernden Rufen – sie ist laut und leise mit dekorativer Sprengkraft.
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