Es gibt viel, was uns in den letzten Wochen und Monaten zutiefst schockierte. Tapfer stemme ich mich mit meinem kleinen Beitrag des Schönen gegen das Wüten da draußen. Aber wie sollten sich meine Geschichten weiter drehen, um ihnen die nötige Revelanz zu geben? Ich lese, schreibe, wandere nachdenklich durch die Wiesen, und schäme mich beinahe für mein idyllisches Refugium, den geschützter Raum der Insel. Ein Grund mehr, die Stimme zu erheben. Harvard in my mind.

Mit den aktuellen Nachrichten, wie diese altehrwürdige Institution von Bildung und Forschung gerade in den Fokus des US-Präsidenten-Hasses geraten ist, erinnere ich mich zurück an meine Studienzeiten 1984/85 an der Brown University in Providence, Rhode Island, ebenfalls eine der Ivy League Elite Universitäten.

Ich traf dort 1984/85 mit einem Stipendium der Kunstgeschichte ein, super ehrgeizig, mega arrogant und innerlich schwer eingeschüchtert. 11 Student*innen, ein Professor in dem Seminar. Er stellte mich vor und fragte mich nach meiner Meinung zu einer Ausstellung, die gerade in New York lief. Meine Meinung? Ich hätte ihm alles erzählen können über die Künstler, die Kunst … Aber meine Meinung?! Nein, daran hatte ich nicht gedacht, hatte ich nicht gelernt. Ich war eine Meisterin, Wissen zu rekapitulieren. Verlegen stammelte ich etwas Unzusammenhängendes. Milde lächelte er zu mir rüber mit der unausgesprochenen Aufforderung, zukünftig selbständig zu denken. Es wurde zu einem Schlüsselerlebnis, das ich mit dieser Zeit in den USA verbinde und mit einer neu empfundenen „Freiheit, frei zu sein“ (Hannah Arendt), dem Geschenk, lernen zu dürfen, unabhängig wissenschaftlich zu arbeiten … und mir meine eigene Meinung zu bilden, die andere hören wollen.

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Während dieser Zeit absolvierte ich zusätzlich ein Praktikum am Busch-Reisinger-Museum der Harvard University, stibitzte aus dem Sekretariat das Briefpapier mit diesem stolzen Logo, auf dem ich dann meine eigenen Empfehlungsschreiben tippte. Tom Sawyer in my mind. Dieser kleine Diebstahl hatte keine große Wirkung, mein Leben nahm einen außerakademischen Lauf.

Aber ich wäre nicht die, die ich bin, ohne die damalige Chance auf Bildung und couragiertes Denken in diesem anderen geschützten Raum, der nun massiv angegriffen wird.