Gar nicht so einfach zu beschreiben, was wir da gestern Abend am Strand alles austauschten und uns zu sagen hatten. Eigentlich ging es nur darum, ein schnelles Fotoshooting zu machen mit dem Stichwort: Gleich und Gleich … und doch ganz anders. Wir zogen uns ähnlich an, den blauen Faltenrock aus einer früheren Kollektion, Gürtel und ähnliche Vyshyvankas, die traditionellen Blusen aus der Ukraine. Finde den Unterschied!

Mal hat der Ärmel Sterne, mal rechteckige Kreuzstichbänder. Wir arbeiten unser modisches Thema ab, aber eigentlich (wieder dieses „eigentlich“, das so viel Raum lässt) geht es um etwas anderes…

Vyshyvanka rot mit Sterne am Ärmel (€298), Vintage Kette Yves Saint Laurent

Biggi steckt noch das Dinner von gestern in den Knochen, Dreigänge-Menü in der Luxus-Wohnmobil-Kombüse, schnibbeln und hexeln bis zum Abwinken, verbrannte Töpfe, die anschließend in den Sondermüll wanderten, und Gäste, die in letzter Minute absagten.

Der Ehemann wässerte derweil die Geranien und trank das kühle Bier auf dem Klappstuhl sitzend mit Blick über die Parzellenhecke des Glamper-Platzes (stell ich mir so vor), und die Freundin drinnen war kurz vor der Kernschmelze (muss ich mir nicht vorstellen, weiß ich).

Übrigens bin ich authorisiert, hier über den „Tag nach dem Brathähnchen“ zu schreiben. Wir dümpeln in den Wellen, nur unsere Köpfe schauen heraus, die eine hellblond, die anderen mit dunkleren Zotseln. Zusammen zählen wir 120 Jahre, Tendenz steigend.

Vyshyvanka mit Blüten lila, blau, gelb (rechts), € 298

Aber mal im Ernst, der Sommer hat gerade erst angefangen, wir können ihn doch nicht schon gleich wieder opfern, so nach dem Motto: „Wieder einer hinüber“. Nein, wir müssen die alltäglichen Ärgernisse umdrehen mit Humor und klarer Ansage.

Und so stecken wir in unseren Glücksblusen, gleich und gleich und doch nicht gleich, lachen uns schlapp, wie bescheuert wir sein können. Wir holen uns da raus aus der vermeidlichen Sackgasse. Nehmen alle mit ins Boot, die reinpassen (wollen) und los geht’s.

Vielleicht ist das gar nicht so schwer wie gedacht. Einfach mal Wünsche äußern. Und dann raspelt der eine das Gemüse draußen vor den gewässerten Blümchen und die andere übt, mit Töpfen und Pfannen zu jonglieren. Wenn die Gäste absagen, auch nicht schlimm, gibt andere oder ein Dinner-à-deux mit flackerendem Windlicht. Viel besser.

Wenn wir dann beide bald 122 Jahre zusammen zählen, dann blicken wir zurück auf einen wunderbar verrückten Sommer, in dem so viel passierte, was uns den Kopf verdrehte, die Gedanken beflügelte, uns mächtig attraktiv bei Laune hielt.

Wer denkt, dazu gehört eine ganze Portion von was auch immer. – Nö! Eine Vyshyvanka reicht (oder zwei), Freunde rundherum, und der Mut für ein wenig Unbeschwertheit zwischendurch. Wem was fehlt, dem schreib ich einen Brief.