Wo warst Du als? Ich glaube, so habe ich schon mal einen Blog-Beitrag begonnen, um über ein historisches Ereignis zu schreiben. Wo warst Du, als John F. Kennedy ermordet wurde? – Wo warst Du als Tschernobyl explodierte? – Und dann 2001, wo warst Du, als die Flugzeuge in das World Trade Center in New York flogen? Zwanzig Jahre ist das her, ich begann gerade mich neu zu erfinden, die Kinder waren klein.

Es war gegen 15:00 Uhr, 9. September 2001, ich saß im Auto, schaltete das Radio an, um Musik zu hören. Die Töchter auf den Hintersitzen, wir fuhren von der französischen Schule raus auf’s Land, wo wir in der Idylle ein Herrenhaus gemietet hatten. Unterbrechung, New York. Ein Flugzeug war in den ersten Turm geschossen, das zweite näherte sich am Himmel. Mir kamen spontan die Tränen, und Toska (4) oder Roma (7) fragte, was los sei. Ich höre mich noch heute die Worte sagen: „Die Welt wird ab jetzt eine andere sein“.

Gerade hatte ich begonnen Mode zu machen, jede Nacht nähte ich ein Kleidchen für eine der beiden Töchter und genauso für die Püppi. Wir wohnten zwischen Wiesen und Wäldern, in denen es eine weiße Hirschkuh gab. Es war wie im Märchen, aber das Geschehen sechs Zeitzonen entfernt hat sich tief in unser Inneres gepflanzt, genauso wie die Drohung, sich an keinem Ort der Erde mehr sicher zu fühlen.

Wir müssen unsere Begriffe von „Zuhause“ und „Idylle“ neu befragen, um sie leben und verteidigen zu können, im Kleinen und im Großen, lokal und global. Meine Geschichten, die ich in Stoffe und Modelle verwebe, helfen mir dabei genauso wie das Schreiben.

Ich bin eine Kreative geworden und eine „Femme de Lettres“ mit der Freiheit, frei denken zu dürfen. Auch das hat irgendwie etwas mit 9/11 zu tun.