Heute hat Roma (Delfina Barbara) Geburtstag, sie wird 26, meine alte kluge junge Seele. Nicht ich habe sie geboren, sondern sie hat mich ausgesucht als Mutter, so immer der Scherz zwischen uns, wenn wir uns streitend und lachend in den Armen liegen. Meine Arielle. Das Bild habe ich gerade wieder herausgesucht.

Nun könnte ich erneut in die Vergangenheit tauchen mit kleinen Anekdoten zu diesem oder jenem, wie ich ihr das Kostüm nähte, in dem sie sich nicht bewegen konnte, machte nichts. Wie sie auf dem kleine Meerjungfrauen-BH bestand und den Flossen.

Schöne Erinnerungen, aber ich greife eine aktuelle Diskussion auf, die wir beide vor kurzem auf der Insel führten: Es geht um den Unterschied zwischen dem Geben und dem Opfern, wie ihn der Philosoph Epikur (341 – 270 v.Chr.) beschrieb, und darin steckt unser ganzes Verhältnis und das zu unserer Welt.

Wir sollten einen Unterschied machen, ob wir etwas GEBEN oder etwas OPFERN. Dabei kann der Sachverhalt grundsätzlich der gleiche sein, aber es geht um die Haltung. Das Geben besitzt immer die Freiheit des Handelns, weil man es gerne tut, weil es eine Selbstverständlichkeit besitzt, die keine Gegenleistung einfordert. Das OPERN besitzt den Zwang es zu tun, den Verlust, der damit einhergeht. Es impliziert ein Leiden und eine daraus resultierende Erwartungshaltung für eine Vergütung.

Spannend, was mir meine Tochter schildert. Die Jüngere-Ältere erklärt der Älteren-Jüngeren die Welt und damit sind wir erneut bei dem Philosophen und seinen berühmten Brief an Menoikeus: „Wer jung ist, soll nicht zögern zu philosophieren, und wer alt ist, soll nicht müde werden im Philosophieren.“

Das Geben umschreibt unsere Mutter-Tochter Beziehung. Es wird nie aufgerechnet. Vom Opfern sprechen wir nicht. Gerade habe ich ihr meine Zeit gegeben, um ihre Magisterarbeit Korrektur zu lesen: „Wie Frei ist unser Glaube?“. Es war ein intellektueller Genuss. Wir geben, weil es in uns steckt, weil es uns eine Freude und ein Bedürfnis ist, weil es uns ausmacht.

Happy Birthday, meine Meerjungfrau.