Nachschlag von der TEFAF: Gesten morgen schrieb ich noch im Blog, dass der Juwelen-Schmuck auf der internationale Fine Arts Messe in Maastricht nicht mein Herz erwärmen könnte. Wenige Stunden später wurde ich am Stand von Verdura aus New York eines Besseren belehrt. In den Schaukästen lag der außergewöhnliche Schmuck von Fulco di Verdura (1898 – 1978), der von 1929 – 1934 die Haute Joaillerie für Coco Chanel entwarf … die wiederum daraus später ihren Modeschmuck entwickelte. Eine spannende Liaison, von der ich noch nichts wusste.
Mein Yves Saint Laurent Herz hängt noch um meinen Hals, schon greife ich zur Kette von Verdura, die ehemals Madame Rothschilds schmückte. Preis: € 95.000. Corinne probiert das Armband, das Chanel später immer und immer wieder als Bijoux Fantastique fortsetzte.
Wer ist dieser Verdura? Der Fürst Fulco die Verdura wurde 1898 als ältester Sohn in Palermo/Sizilien geboren, umgeben von einem Lebensstil, der sich seit Jahrhunderten nicht geändert hatte: ein Schloss mit Parks, Antiquitäten und Kunst, eine Bibliothek mit Büchern der Renaissance, die er als Zehnjähriger entdeckte und die ihn ein Leben lang künstlerisch beeinflussen sollte.
Nach dem ersten Weltkrieg entwickelten sich Palermo und Venedig, wo die Familie einen weiteren Palazzo besaß, zu bevorzugten Reiseorten der reichen Amerikaner. Das Ehepaar Linda and Cole Porter wurde zu engen Freunden und stellte Verdura 1925 der schon damals berühmten Coco Chanel vor.
Er folgt ihr nach Paris und gemeinsam unternahmen sie nicht nur Exkursionen nach Ravenna, um die Byzantinische Kunst zu studieren, sondern besuchten Ausstellungen und mischten das damalige Künstler-Leben in Paris auf: Picasso, Stravinsky, Diaghlev, Josephine Baker, Hemingway … – die französische Hauptstadt war der ‚Place to be‘ und Verdura und Chanel entwarfen dafür den passenden Schmuck: leuchtende Farben, unorthodoxe Kombinationen und große Formen.
1934 segelte er auf Drängen von Cole Porter nach America und tauchte ein in die neue Welt: „There was no past for me here“, schrieb er, keine Etikette, keine Last und Pflicht der Aristokratie.
Er befriedigte fortan den Hunger Hollywoods nach ausgefallenem Schmuck: Marlene Dietrich, Joan Crawford, Greta Garbo … sie alle wurden seine Kundinnen. Fashion Editor Diana Vreeland stellt ihn Paul Plato vor, dem damaligen „Jeweler to the stars“. Gemeinsam eröffneten sie ihre erste Boutique in Hollywood, und er arbeitete full-time als ‚Verdura for Plato‘.
Am 1. September 1939 – dem Tag des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges – eröffnet er seine eigene Boutique on Fifth Avenue in New York, unterstützt von seinen reichen und einflussreichen Freunden. Er arbeitete zusammen mit Künstlern wie Dali und ließ sich zeitlebens von ihnen inspirieren. – Und ich habe nichts gewusst von diesem Fulco di Verdura! Wie sagte Diana Vreeland so richtig: The eye has to travel. Nächstes Jahr werde ich wieder in Maastricht sein und inzwischen kaufe ich mir das Buch „Verdura. The life and work of a master jeweler“.
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