Frühlingsanfang war für mich seit meiner Kindheit immer ein ganz wichtiges Datum, hinter dem dick und fett notiert stand: Geschafft! Der Winter ist vorbei! Schluss mit Frieren, mit dunklen Tagen, mit Drinnen-hocken und an Fensterscheiben starren, auf denen der Regen abperlt. Schluss mit Strumpfhosen, die zwischen den Beinen scheuern. Schluss mit Langeweile.

Ich bin ein Draußen-Mensch, obwohl ich Häuser und Räume liebe, aber die Tür muss offen sein, oder ein Fenster. Dann rieche ich den Duft von feuchtem Gras, höre das Zwitschern der Vögel und habe das Gefühl, dass ich wieder frei atmen kann. So geht es mir, wenn ich morgens vor die Tür trete und noch die Sterne schimmern.

Obwohl man mich mit Ende Zwanzig als „Herbst-Zeitlose“ bezeichnete, bin ich ein Frühlingsmensch mit einem erlösenden Freudentag, an dem sich alles festmacht, der 21. März. Ich starte neu, erfinde mich anders, und lasse das Draußen durch meine Poren nach Innen dringen.

Wunderbar fühlt es sich an. Selbst wenn es morgen regnet und grau sein sollte, ist es ein anderer Regen und ein anderes Grau, mit einer Portion von senfigem Gelb, einem hellen Ocker und einem leuchtenden Grün-Türkis. Und mein Auge geht auf Wanderschaft nach den Farbtupfern zwischen der Farblosigkeit des alten Winters.