Es ist 4.31 Uhr, als Christiane von Korff mir heute früh ihre letzten Fotos von der Frankfurter Buchmesse schickt. Die langjährige Kulturjournalistin im Dauereinsatz zwischen Interviews, Begegnungen und Parties. Sie trägt die Diamond Bluse von Roma e Toska, die blaue Coco Jacke, das Bird Tuch, die „Stone Layers“ Jacke … Und damit fühle ich mich auf besondere Weise verbunden, heimlich neben ihren illustren Gesprächspartnern stehend. Nachfolgend die Liste der neuen „books to have“ und ihr Bericht:

BITTE NICHT KLETTERN

von Christiane von Korff

Für die Frankfurter Buchmesse fliegen alle aus aller Herren Länder ein, die mit Büchern was zu tun haben: Verleger, Lektoren, Agenten, Scouts, Übersetzer, Lizenzhändler, Kritiker, Moderatoren und Reporter, Autogrammjäger, Leser – und natürlich die Autoren – um sie und ihre Bücher dreht sich alles.

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Meine Tage sind voll mit Interviews, Hintergrundgesprächen, Lesungen. Ich treffe Schriftsteller, die ich schon lange kenne, so wie Jussi Adler Olsen – den ich von seinem ersten Bestseller an immer wieder interviewt habe.

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(BT: Diesen Text hat sie schnell in ihr i-phone gehämmert und mir hinterher geschickt:) Die Messe ist in vollem Gang – Die Stars der Branche halten mich auf Trab: Im Gespräch mit Jussi Adler Olsen. Der King of Crime steht mit seinen Thrillern weltweit an der Spitze der Bestsellerlisten, auch auf der Bestsellerliste der New York Times. Das schaffen nur wenige der europäischen Autoren! Seine Thriller sind mit vielen Preisen ausgezeichnet. Mein Interview, das ich mit ihm in Dänemark im Frühjahr geführt habe, ist auf 6 Seiten im Stern Crime Magazin erschienen. Jussi ist auf der Buchmesse, weil sein neuer Thriller gerade in Dänemark erschienen ist und auf Platz eins der Sellerliste steht. Das Buch wird im nächsten Frühjahr bei DTV erscheinen. Trotz seines Interviemarathons hat er sich im Messetrubel für ein Gespräch mit mir Zeit genommen. Das nächste Interview in Kopenhagen haben wir schon verabredet. Darauf freue ich mich sehr, da er und seine Frau Hannah, sie ist Künstlerin, wunderbare Gastgeber sind – und Jussi so spannend erzählt wie er schreibt!

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Eine neue Bekanntntschaft mache ich mit Wolfgang Bosbach – er ist mit seinem neuen Buch «Endspurt« unterwegs. Der Quadriga Autor hat einen Ausflug zum Ullstein Stand gemacht, denn er wollte „unbedingt“ Nele Neuhaus treffen, um sich ihren neuesten Thriller «Im Wald« signieren zu lassen. „Sie schreibt“, sagt Bosbach „unglaublich gut“.

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Stimmt, Nele Neuhaus Thriller gehören zur Premiumklasse und Gänsehaut ist garantiert.

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Asfa-Wossen Asserate begrüßt mich formvollendet mit Handkuss. Der Prinz und Großneffe von Haile Selassie, dem ehemaligen Kaiser von Äthiopien ist als Autor bekannt. Eines seiner Bücher heißt «Manieren« und ist ein Knigge des 21. Jahrhunderts. Prinz Asserate beherrscht die ganze Klaviatur – diesmal hat er ein politisches Buch mit scharfsinniger Analyse geschrieben: „Die neue Völkerwanderung. Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten«. Der langjährige Afrika-Berater deutscher Unternehmer kennt die afrikanischen Verhältnisse sehr genau. Wir setzen uns an den Tisch, wo er mir seine Thesen trotz des ernsten Themas äußerst unterhaltsam und anekdotenreich erläutert.

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Ilja Trojanow ist ein sympathischer und verbindlicher Mensch. Ihn treffe ich am ZEIT Stand. Sein Buch ›Meine Olympiade. Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen‹ ist eine Kulturgeschichte des Sports im Westentaschenformat.  Während der Olympischen Spiele 2012 fasste er den ehrgeizigen Entschluss: Er will alle achtzig Olympia-Sommer-Einzeldisziplinen trainieren. Sein Ziel: halb so gut abzuschneiden wie der Goldmedaillengewinner von London. Gesagt, getan. Trojanow wirft Diskus, Speer und Hammer, spielt Badminton, misst sich im Zehnkampf, bezwingt im Kajak das Wildwasser, er lernt Ringen im Iran, boxt in einem legendären Gym in Brooklyn, absolviert das Judotraining in Japan und läuft im Hochland von Kenia. Mein Gott ist dieser Mann fit! Nein, erzählt mir Trojanow, nach diesem Marathon habe er seit Monaten keinen Sport mehr getrieben – deshalb sei er zu dick und müsse sich wieder disziplinieren. Dann saust er weiter – zum «blauen Sofa« für das nächste Interview.

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Nach einer kurzen Pause an der frischen Luft – natürlich hängen graue Wolken am Himmel, bald wird es nieseln – führt mich mein Weg am SZ Stand vorbei, Motto: „Recherchiert gut, pflegt die klare Sprache und erspart mir das Unwichtige“.

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Das haben Marina und Herfried Münkler für ihr hochgelobtes Buch «die neuen Deutschen« getan. So viele tolle Bücher – wann, bitte, habe ich die Zeit sie alle zu lesen?

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Auf der Messeparty des Rowohlt Verlags im Café Schirn tun wir das garantiert nicht. Wir sind auch weder auf „Geräte“ geklettert, noch haben wir sie berührt! Stattdessen haben wir viel geredet und gelacht – bis spät in die Nacht. Und morgens schrillt um acht der Wecker … nächster Termin auf der Messe um 10.00 Uhr!

Christiane von Korff ist Kulturreporterin und Autorin für Spiegel Wissen, stern, die Zeit. Ihr Markenzeichen sind Porträts und Gespräche mit Persönlichkeiten aus Kultur und Literatur. Gemeinsam mit Avi Primor schrieb sie das Buch „An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld. Deutsch-jüdische Missverständnisse“.