Der Sommer ist endgültig zu Ende. Wenn ich morgens früh aufstehe, ist es noch dunkel. Wenn ich vor die Tür trete, emfängt mich eine feucht-kalte Luft. Ich will es gar nicht leugnen, wieder einmal beginnt ein letztes Viertel-Jahr. Wie fast auf den Tag genau vor zwölf Monaten, drängt es mich zu einer Aktion, die allem Ungemach zum Trotz eine verrückte Heiterkeit feiert. Es gießt!
Aufgenommen 3. Oktober 2021. Margiela Hose und Jacke.
Merkwürdig, ich hatte gar nicht an dieses Fotos vom 3. Oktober 2021 gedacht, aber irgendwie muss es wohl in der Luft gelegen haben. Ich erinnere mich gut, als die Welle von hinten erst mich, dann beinahe die Handy-Kamera davonspülte. Was hat sich geändert?
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Viel, unglaublich viel, meist negative Dinge, die sich in unserer Welt offenkundig zeigen. Das Wort „Krise“ wird im Plural gedacht: Krieg und Kriege, Klimawandel, Energie-Engpässe … Aber mindestens genauso viel, was sich im Privaten gewandelt hat, ob wir wollen oder nicht.
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Unbemerkt von allen, habe ich mich in diesem Jahr eben mal aufgelöst und wieder neu zusammengebaut, bin durch so manches Tal der Tränen marschiert. Als ich kürzlich hörte, dass auch der Schauspieler Antonio Banderas drei Monate lang geheult hat, fühlte ich mich verstanden.
Ich habe erfahren, wie jemand anderes sich so sehr verleugnete, dass sie darüber gestorben ist. Bin zu meiner Tochter Roma auf die Île de la Réunion gefahren, um zu beobachten, wie Leben alternativ funktionieren kann …
Musste üben, endlich loszulassen und wieder neu zu greifen. Habe diesen Sommer mit Euch so innig genossen. Wir sind in einem Alter, in dem wir sie nicht achtlos verplempern dürfen, diese Sommer-Monate.
Auch wenn meine Tochter Toska meint, ich konnte schon immer hoch springen, so fühlt sich das Springen jetzt befreiter an, mit mehr unbändiger Freude und gleichzeitig mit dem Wunsch, für Euch alle ein Vorbild zu geben, dass es funktioniert …
Was funktioniert? – Sieht man das nicht? Sich unbeschwert zu fühlen, mit der nötigen Absurdität, die dazugehört, den Ernst einfach mal abzuschütteln, eins zu sein mit sich, trotz all der Widersprüche. – Innig und lachend genieße ich die Minuten am Meer mit einem Schuh am Fuß, dem anderen in der Luft, den Klamotten regennass. – Who cares!
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