Die Geschichte wurde (und wird) vornehmlich von Männern geschrieben. Insofern nimmt es nicht wunder, dass die Frauen darin nicht auftauchten oder nur marginal ihre Spuren für die Nachwelt hinterließen. Heute ist der 1. Mai, einige haben in ihn hineingetanzt, andere sind müde wie ich vor Mitternacht in den Tiefschlaf verfallen. Wir feiern das Frühlingserwachen und international den Tag der Arbeit. Ich feiere die Frauen!

Blicken wir kurz in die Vergangenheit: 1886 forderten die Arbeiter in den USA mit einem Generalstreik den Acht-Stunden-Tag. Wieweit die Frauen daran beteiligt waren, ist mir unbekannt. Fakt bleibt bis in die Gegenwart, dass sie ein vielfaches mehr an Stunden abreißen als die läppischen Acht, denn da sind ja noch: Haushalt, Kinder und das liebevolle Rund-um-die-Uhr-Paket für den Mann.

Wir machen das gern, sagen wir eilfertig und lächeln dabei, um dem Ganzen einen Rest von Freiwilligkeit zu geben. Klaglos stehen wir etwas früher auf, damit wir wirklich alles hinbekommen und dabei auch noch gut aussehen. Es werden (männliche) Ansprüche gestellt. Ich spreche weniger von mir im Besonderen als von den Frauen im Allgemeinen.

Parallel zu den Männern formten sich im 19. Jahrhundert die Zusammenschlüsse der Arbeiterinnen mit der Forderung nach Gleichberechtigung. Sie waren wesentlich radikaler als die gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegungen, die nach wie vor von einem dualistischen, tradierten Mann-Frau-Weltbild ausgingen. Erstere kämpften für gleiche Löhne, gleiche Arbeitsbedingungen, gleiche Arbeitszeiten. Wir sind immer noch global gesehen weit davon entfernt.

Denken wir an die SDGs mit No.5: Gender Equality. Fokussieren wir uns auf diesen einzigen Punkt von den insgesamt 17 gelisteten der UN-Versammlung, dann würden wir mit einem Schlag viele der anderen Missstände erledigen.

Mein Vorschlag an Euch und mich, heute und für die Zukunft: Wir machen uns besonders hübsch, für uns und für die anderen, wir nutzen unseren Kopf und schaffen uns Optionen, formulieren schlicht, wie wir es gern hätten, sagen es laut und deutlich unserem Gegenüber. Es ist Maifeiertag, da dürfen Frauen die Wahrheit verkünden über ihren „echten“ Achtstunden-Tag.

Strategisch habe ich es geschickt eingerichtet, dass ich weder kochen, noch dafür einkaufen kann. Damit gab es nur zwei Alternativen in unserem Familienleben: entweder wir verhungern oder der Mann übernimmt. Ansage machen und (!) durchziehen. Dabei unbedingt den nötigen Humor nicht verlieren, denn auch den haben wir den meisten Männern voraus, sowie ab-und-an tief durchatmen, um das Krönchen wieder zu richten.

Aber wenn uns (Frauen) dieses Jahrhundert gehören soll, wie man munkelt, dann müssen wir ein wenig Gas geben, uns sichtbar machen, die Credits für unsere Leistung selbstbewusst einsammeln, nicht in alte Rituale zurückfallen … – Keine Sorge, dem Mann in der Krise helfen wir weiterhin als kluge Musen-Fee. Ohne sie geht’s schließlich auch nicht.