Der Sommer auf Sylt schien in 2017 endlos zu sein. Wann er begann? Ich weiß es nicht mehr so recht, vielleicht schon mit Himmelfahrt oder Pfingsten, auf jeden Fall mit dieser erfrischenden würzigen Sonne, dem Wind im Haar, das immer blonder und den Beinen, die immer brauner wurden. In der MILCHSTRASSE 11 erzählte der international renommierte Fotograf Michael Poliza von seinen Exkursionen zu den „Eisbären in Blumenfeldern“.
Kira Heye berichtete von ihrem fernen Land Kasachstan und alle wollten sofort dorthin! Und gemeinsam mit Christie’s lud ich ein zu „Diamonds are a girl’s best friend“ mit dem Juwelen-Experten Frederik Schwarz, der kenntnisreich durch die Geschichten und Schicksale der berühmtesten Edelsteine führte. Drei außergewöhnliche Abende.
Ab Anfang Juli verlagerte sich dann endgültig mein Sommersitz auf die Insel, das Stammhaus in Hamburg-Pöseldorf verschwand hinter der düsteren Plane der Fassaden-Renovierung.
Eisbären Blusen an der Kleiderstange, Blazer mit außergewöhnlichem Patch-Stoffen und Jacquards mit Eisbären Futter, schwingende Tütü-Röcke aus gewebtem Netzstoff des französischen Haute Couture Fabrikanten Sophie Hallette … ein herrlich erfrischender anderer Blick auf Mode. Passend dazu die silberbeschlagenen Gürtel von Monica von Bialy, jeder ein Unikat und eben im Geschäft schon verkauft.
Die Gäste vom neuen alten Dorfkrug kamen auf einen Sprung rüber zwischen den Essengängen, um zu probieren und Turbo-Shopping zu veranstalten. Barfuss lief eine Kundin im neuen Rock zurück, um ihn den Freunde vorzustellen. Ach, ich liebe diese Sylter Individualisten, die das Verkaufen zu einem echten Entertainment machen.
Erstes Highlight: Das unvergessliche White Dinner am Strand und ein Himmel, der mit der Südsee konkurrieren wollte. Dazu die Musik von Barry White aus der Anlage von Klaus. Für einen Moment schien es, als hätten wir alle Sorgen und den Druck des Alltags ausgeblendet, um nur hier zu sein und das Miteinander am Meer zu genießen. Entstanden ist eines meiner Lieblingsbilder für 2017.
Das Wetter spielte uns im Juli/August in die Hand: Wind, Wind und nochmals Wind mit zerrissenen Wolkenbildern wie auf der „Cloudy Sky Bluse“. Wer nicht am Strand erfrieren wollte, der ging eben Shoppen, und im alten Kapitänshaus von Roma e Toska kamen immer neue Objekte hinzu: Die außergewöhnlichen Lampen von Magpie Art Collective mit dem Teapot Chandelier und der fliegenden Tasse, die Wasserbilder von Ulf Saupe aus Berlin und die „Objet Trouvé“ von Klaus Dupont ebenfalls aus Berlin. Eine Menagerie von Kunst, Art Décorativ, Mode und Design im lebhaften Dialog und immer verbunden mit kleinen Opening Events, selbstgebackenen Kringelies und echtem italienischen Prosecco. Hildegard schenkte den Wodka aus, Gunda assistierte beim Verkauf – das Family Business wurde zum Best-Friend-Business.
Anfang August hieß es dann wieder „Secondella goes Sylt again“, der Delfter Fliesenraum wurde geräumt, und die Freundinnen aus Hamburg mit dem ältesten und renommiertesten Secondhand Geschäft in Deutschland zogen ein: Prada, Gucci, Brunello Cuccinelli, Hermès … hingen nun einträchtig und inspirierend neben Seidenblusen und Blazern von Roma e Toska.
Und dann kommt irgendwann die Sommer-Wehmut auf die Insel, die ersten Gäste und Freunde reisen wieder ab. Die Bleibenden inhalieren wie Süchtige das Meer und den Wind. ‚Wie lange bleibt ihr noch?‘, die tägliche Frage frühmorgens am Strand.
Die Stimmung erinnert an „Les Vacances de Monsieur Hulot“ oder das lange „Sommern“ der Schriftsteller in den Hamptons. Sommersprosse an Sommersprosse drängen sich in meinem Gesicht, die Locken vom Wind sind kaum mehr zu bändigen, aber die Gedanken gehen schon zur nächsten Kollektion, Stoffmesse in Paris, Aktivitäten im September … Nach sechs Wochen reist auch meine Madame la Petite ab, mit ihrem Kleid und ihrem neuen Leben. Via gibt ihre Blümchen vor unserem Haus in Pension … Ich packe. Bye, bye Sylt.
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