„Vor dem Spiel ist nach dem Spiel.“. Gerade ist ein Dienstag Salon zu Ende, und begeistert habe ich gestern darüber berichtet, schon steht der nächste an. Ich wollte doch weniger machen, die Abstände zwischen den Veranstaltungen vergrößern. Ja, aber! Als mir Karen Michels, Kunsthistorikerin und Freundin, von ihrem neuen Buch-Projekt erzählte, musste ich sie unbedingt für einen Talk gewinnen, noch vor den Sommerferien:


„Über Grenzen gehen“

lautet der Titel über den Kunsthistoriker William S. Heckscher, den seine geistige Unabhängigkeit, sein humanistisches Wissen und seine Fähigkeit, frei und assoziativ zu denken während des Krieges, der Flucht aus Nazi-Deutschland und Internierung in Kanada überleben ließen.

Solche Geschichten faszinieren mich, kenne ich diesen intellektuellen „Mechanismus“ doch zu gut von mir selbst. Ich beame mich einfach weg, husche in meine Traumwelten, packe die daraus gewonnenen Erkenntnisse am Schopf und lasse sie meinen Alltag verändern. Leute nennen es „sprunghaft“, ich nenne es kreativ, wenn sich überraschende Querverweise ergeben, wenn die Eindimensionalität Platz schafft für viele Ebenen. Eine Umdrehung mehr, eine Umlaufbahn dazu. Beinahe atemlos höre ich Karen zu. Was nach trockener Wissenschaft anmuten könnte, wird zu einem Fallbeispiel von „Resilienz“.

Oben: Arbeitszimmer von William S. Heckscher in Princeton, New Jersey. Unten: Index Heckscher aus dem Archiv im Warburg Haus Hamburg

Die Abbildung zeigt den Arbeitsplatz von William S. Heckscher in Princeton, New Jersey. Man könnte den Raum als Chaos bezeichnen, aber die Unordnung hat ein sich permanent wandelndes System. Heute ist sein Nachlass geordnet in Kartei-Schränken im Warburg Haus in Hamburg, betreut von Dr. Karen Michels.

Ein wenig schaut es bei mir aus wie bei Heckscher. Ich entschuldige mich immer dafür und sage eilig: „Ich räume nachher auf“. Und dann wird doch nichts draus. Da stehen Kochbücher neben der Schriftstellerin Annie Ernaux. Else Lasker-Schüler neben der Handcreme. Ein Kupferstich von Monsieur Jacquard, der die nach ihm benannte Webart erfand…

Auf der Fensterbank türmen sich Prousts Madeleine, Thomas Mann, Hannah Arendt und die „kurze Geschichte der Gleichheit“. „Hilfe“, könnte man schreien. Keineswegs, ich fühle mich schon gerettet, denn all diese Themen motivieren wieder andere Themen, und das bereichert mich.

Invitation It’s a Dienstag

Karen Michels. Über Grenzen gehen.

24. Juni, ab 17:30 Uhr (Talk ab 18:30)

bei Roma e Toska, Poolstrasse 30 in Hamburg-Neustadt. Wie immer gibt es Snacks und Drinks. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de (Eintritt/Gutschein € 25,00). Ich freu mich auf Euch!

PS: An den (Zauber-)Mantel, den ich geschwind um die Schultern geworfen habe auf dem Weg zum Strand, knüpfen sich ganz neue Assoziationen. Die verrate ich ein anderes Mal und lege sie jetzt schon als Geschenk dem Einkauf bei. (Pst! Es wird aufregend!)