Endlich ein Roman, von dem es heißt, man würde schon auf der erste Seite wissen, dass man ihn bis zum Schluss weiterlesen will. Die Presse jubelt. „Unwiderstehlich“ schreibt die New York Times, und mich bringt die Lektüre unterhaltsam und fesselnd von Hamburg zurück auf die Insel. Die Rede ist von dem Erstlingswerk der Amerikanerin Bonnie Garmus „Eine Frage der Chemie“. In diesem Frühjahr erschienen.

Ich gestehe, schon nach ein paar Absätzen ist mir die Hauptdarstellerin Elisabeth Zott mehr als sympathisch, heißt es doch, sie wäre eine Frau mit „dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich war und es nie sein würde.“

Vyshyvanka Blusen bei Roma e Toska in Kampen auf Sylt, € 298.

Beinahe atemlos folge ich dem Schicksal der jungen hochbegabten Chemikerin in den frühen fünziger Jahren in Amerika. Ich merke, wie mein Puls hochgeht angesichts der Diskrimierung gegenüber Frauen, rege mich mit ihr auf, wie ihre wissenschaftlichen Errungenschaften von den Kollegen und Chefs vereinnahmt werden und bin zutiefst geschockt über … Pst, wird nicht verraten.

Die Landschaft fliegt vorbei, ich habe keinen Blick für sie. Meine Füße stecken in warmen handgestrickten Socken, ich trage die neue Vyshyvanka Bluse aus den Karpaten, Pullover für die Eiszeit-Momente im Abteil, Rock von MiuMiu. Einzige störende Unterbrechnung, der Schaffner, der das 9€-Ticket sehen will.

Nord-Ostsee-Kanal, die halbe Strecke ist geschafft. Ich klappe das Buch kurz zu und denke nach: Ihr Hund namens Halbsieben versteht 947 Wörter, sie hat sie akribisch notiert, Zott ist schließlich Wissenschaftlerin. Samy, unser Hund, kann vielleicht halb so viele. Bedenklich wiege ich den Kopf. Und Bonnie, die junge Mixtur, kommt sportlich schon jetzt auf eine ähnliche Zahl. Ich unterhalte mich mit ihnen so wie die Romanfigur, wenn sich kein anderer mit ihr unterhalten will.

Eigenwillig und köstlich die Kapitel, in denen Elisabeth Zott – per Zufall, was sonst – zum Star ihrer eigenen Kochsendung wird. Es geht wohlgemerkt immer noch um Chemie. Viel mehr gebe ich nicht preis, nur dass ich das Ende umgeschrieben hätte, wie so oft bei Büchern.

Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie, Piper Verlag 2022. Spiegel Bestseller No.1