Sollten Euch ein wenig die Vokabeln fehlen für dieses neue Jahr, so kann ich aushelfen: Discovery. Dream. Emotion. Hope. Imagine. Open Mind. Quality. Sharing. Soul. Together. Value. Zero Waste … – Reicht das für’s Erste? – Ich schaue aus dem Fenster: Sprühregen auf der Insel, dicke Suppe bis zum Horizont. Selbst die Handy Kamera hat keine Lust, sich scharf zu stellen.
Und da mitten rein platzen die Trendwörter (siehe oben) der Premier Vision Paris 2023. „Give it a Glam“ vom letzten Jahr ist abgefeiert. Nun gilt es, die eigene Realität zu träumen, wie es aus der Fashion Metropole heißt. Wohlgemeint „träumen“ und nicht „albträumen“. Sie soll also rosig aussehen, unsere Realität, und bunt und angefüllt mit den soeben aufgezählten vielversprechenden Begriffen.
Beginnen wir mit dem Experiment: Das Bild zeigt die Häuser Kliffende direkt hinter den Dünen von Kampen, ein berühmter Ort, an dem sich Literaten, Verleger und Künstler wie Thomas Mann, Ernst Rowohlt oder Emile Nolde trafen. Ich könnte sagen: „trübe“ oder auch „poetisch“, es macht mich „stumpfsinnig“ oder weckt in mir „versponnene Emotionen“. Unentschieden gehe ich weiter durch den Nebel. Wenig überzeugend, wie ich mich gerade selbst träume.
„Discovery“ ein noch schwieriger Begriff. Aber ich habe Glück und soeben die vier Folgen von Magellan auf ARTE geschaut. Wunderbar, ein Tipp für den Jahresbeginn: Im Bett liegen, Socken an den Füßen, Schal um den Hals, daneben der heiße Tee und sich dann erzählen lassen, wie der Held mit seinen Seemännern und Booten 1520/21 entlang der Terra Inkognita von Südamerika fuhr.
Unerschrocken war er, tapfer, mit der ausdauernden Hoffnung, die Passage nach Westen zu den Molukken und nach Indien zu finden. Eisig kalt die Stürme, der Regen, Schnee, Meuterei, tausende ungewisse Meilen von Zuhause entfernt. Magellan ist eine inspirierende Entdeckung!
Natürlich bin ich „Open Mind“, Trägerin eines optimistischen Rots, zünde meine Kerzen an auf der Fensterbank, und bin hochkonzentriert, meine Realität im Geiste schillernd und optimistisch zu visualisieren.
Wieviel Zeit darüber heute vergangen ist? Keine Ahnung, irgendwann war es mal ganz dunkel, dann halbdunkel, nun ist es diffus dunkel. Aber nein, ich korrigiere mich, es ist diffus hell mit unverdrossenen Einsprenkelungen von Farben, für die mir noch die Namen fehlen.
Lampe „Fuga“ von Christine Brandi (1.400)
Wenn ich mir noch ein klitzekeines bisschen mehr Mühe gebe, dann sieht es wirklich anders aus, um mich herum, „DIFFERENT“, das nächste Stichwort aus Paris. Wartet kurz, ich mach ein Foto …
Und siehe da, eine Explosion von weiß und beige, blau und grün … Meine geträumte Realität, die ich einen Garten der Phantasie stelle, in dem Elfen und Trolle leben, Schmetterlinge Botschaften überbringen von weit her. In dem Bäume in den Himmel wachsen mit Häusern, die wir zusammen teilen …
Ihr braucht nicht viel dafür, vielleicht ’ne graue Bluse und einen pinken Rock und eine Portion Nieselregen. Und dann übt Euch in der Erfindung der Realität. – „Just imagine!“
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