„Words in Motion“, so hieß der Titel der Ausstellung von Jeannine Platz in diesem Sommer in der Hamburger Barlach Halle. Mit dem gestrigen Abend hat er sich in Realität umgesetzt. Der IT’S A DIENSTAG verlief dieses Mal ein wenig anders, kein Talk, sondern die Künstlerin und Kalligraphin beschrieb unsere Blusen, Seidentücher und meine zerrissene Jeans sowie die durchlöcherte Vintage Jacke.

Mein erster Spruch, der auf dem Stofffetzen am Bein stehen musste, war sofort gewählt: „Ich denke sowieso mit dem Knie“ (Joseph Beuys). Tue ich auch, drehe und wende mich, gehe rückwärts, um wieder nach vorne die Richtung zu wechseln, beuge die Knie, um zu sammeln und die Dinge im Detail zu betrachten, von unten.

Anschließend versieht Jeannine mein Seidenchiffon Muscheltuch mit einem schwungvollen: „Whoever sails on the open sea, follows the stars“. Mit einem dynamischen Strich beginnend, dann hält sie kurz inne, und addiert den nächsten Buchstaben.

Ein Tuch mit einer Nachricht in die Ferne: Christian, diese Botschaft ist für Dich und Voyvoysailing, damit sie Dich mit Deinem sechs Meter Böotchen sicher Richtung Île de La Réunion tragen wird.

Auf der Vintage Yves Saint Laurent Jacke aus Paris, die schon die Motten heimgesucht haben, ziert nun „Utopia“ die beiden Ärmel und lässt die Löcher zu „Concept Fashion“ werden. Wer wirft schon weg, was so viele Leben besitzt. („Wenn Utopia ein Ort ist, den es nicht gibt, dann muss dorthin ein Weg führen, der kein Weg ist.“)

Petra hatte sich ebenfalls vorbereitet. Auf der Manschette der Roma e Toska Bluse ließ sie Jeannine notieren: „Weil Denken die schwerste Arbeit ist, die es gibt, beschäftigen sich auch nur wenige damit.“ (Henry Ford)

Wir sollten jeden Tag mit der Hand schreiben, so Jeannine, am besten mit einem Füller, der energisch oder zögerlich, kratzend oder sanft über das Papier gleitet, um unsere flüchtigen Gedanken festzuhalten, vielleicht in einem Brief oder auf einem fließenden Seidenchiffon.

Jeder bekommt eine kleine Schulung für die Buchstaben und eigenen Monogramme, das „A“ oder das „C“. Es ist einfacher, als man denkt, nur ein wenig locker werden und üben. Eine ungewohnte murmelnde Konzentration liegt über der Poolstrasse 30.

Mit Baby Love auf dem Arm, unserem neuen It’s a Dienstag Stammgast.

Wörter geschrieben auf Stoffe, als Begleiter oder als Geschenk für jemand anderen (€ 198 + € 50 für Beschriftung). Ich hätte da ein paar Ideen:

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ (Aristoteles).

Und wem nichts einfällt, der hält es mit Shakespeare: „Wenn man nicht weiß, wohin man will, dann kommt man am weitesten.“ – Ist das so? Es ist eine ewige Diskussion der Philosophie und der Kunstgeschichte: das Wissen und das unbefangene Sehen. Ein schöner Spruch, der zum Denken anregt, und somit schließt sich der Kreis, für den Fashion meine Klammer ist.

Danke Jeannine, Du bist eine wahre Fee der sichtbar gewordenen Gedanken. Morgen sehen wir uns hoffentlich alle wieder für die Tücher und die Brombeer-Muster, den Federweißen und den Zwiebelkuchen. Die Poolstrasse feiert von 16 – 21, zusammen mit Euch, allen Nachbarn, Carmen und mir!

Bis dahin genieß ich noch die sonnig-warmen Stunden auf der Insel.