Als ich Christiane Scheck fragte, ob sie nicht als Pilates Lehrerin unser IT’S A DIENSTAG Talkgast sein möchte, war ich gerade dabei, das Jahr für mich visionär zu planen. Viele neue ambitionierte Projekte, Ziele, Ansprüche an mich selbst, und das, wo der Tag schon jetzt seine 14+ Stunden besitzt. Instinktiv ahnte ich, es kann nur gelingen, wenn ich meinen Körper besser verstehe, meine Energie effizienter aktiviere und einvernehmlicher mit meinen eigenen Ressourcen umgehe.

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Sie schenkte mir eine Personal Training Stunde in ihrem Studio im Karolinenviertel in Hamburg, vorbei an Graffiti, der roten Flora, hinauf in den zweiten Stock in einen lichtdurchfluteten Raum mit großer Wandverspiegelung, Matte und Geräten.

Als ich wieder rausgehe, habe ich das Gefühl ein wenig aufrechter zu stehen, ein wenig beschwingter zu gehen, den Kopf frei zu haben … Ich bin in zaghaftem Kontakt mit meinem Kraftzentrum, der Körpermitte.

Auf meine Frage nach den Ursprüngen von Pilates erzählt Christiane von Joseph Pilates. Ich mag ihre ruhige Stimme, die Art wie sie uns in die Geschichte des Kraft- und Energietrainings mitnimmt.

Joseph Pilates im Alter 21 Jahren und rechts mit Alter von 82 Jahren.

Der 1883 in Mönchengladbach geborene Sohn eines Schlossers und Kunstturners litt an diversen chronischen Erkrankungen wie Asthma, Rachitis und rheumatischem Fieber. Dennoch begann er intensiv Sport zu betreiben, beschäftigte sich mit Bewegungslehren, Yoga, Meditation und entwickelte daraus seine eigenen Methoden.

Nach dem Ersten Weltkrieg wanderte er 1926 in die USA aus und eröffnete dort sein eigenes Studio neben den Trainingsräumen des New York City Balletts. Zusammen mit seiner Frau, der Krankenschwester Klara Pilates, half er den HochleistungssportlerInnen ihre Schmerzen und Entzündungen zu heilen, unterstützte Körperzentrierung und -stablität. Es entwickelte sich eine Methodik, die als Erfolgsstory einmal um die Welt ging.

Pilates besitzt eine klare Definition der Bewegungsabläufe und -übungen, in denen jeder Muskel angesprochen und gestärkt wird. Die Energie dafür kommt aus dem Becken-Bauch-Raum, unterstützt durch Atmung. Christiane demonstriert es an Bildern und mit ein paar Übungen.

Hole ich aus der Mitte meine Kraft, so schaffe ich mir gleichzeitig ein neues Selbstbewusstsein und eine Sichtbarkeit. Hier treffen sich Pilates und mein großes Thema der Mode. Trägt eine Frau etwas, das ihre Individualität unterstützt, so richtet sie sich automatisch auf, wird wahrgenommen.

Spätestens ab 50, 60 Jahre, müssen wir akzeptieren, dass sich unser Körper langsam in das Altwerden und den „Ruhestand“ verabschieden will. Zeit zu agieren und auf eine langfristig angelegte Strategie unsere Muskeln aktiv zu halten. Es geht nicht nur um Energie, sondern auch um Kraft, um Gleichgewicht und innere Stabiltät. Ein Leichtes, diese Qualitäten auf unsere angstbesetzten Post-Corona-Umstände zu übertragen.

In meinem „Chaos“ hungert es mich nach Ordnung und Präzision, nach Abläufen, die sich in ihrer Wiederholung potenzieren. Ich laufe einmal entlang des Horizonts und springe in die eiskalte Nordsee, aber meinen Hintern bekomme ich nicht hoch. Kleiner Kommunikationsfehler, wie Christiane neben mir lachend sagt. Montag ist meine nächste Stunde, ich schaff das noch. Und dann füttert meine Körpermitte meinen Geist. Gehört alles zusammen.

Danke Christiane für diesen Abend, der uns alle auf sanfte Weise berührt hat. Für Kontakte zu Christiane Scheck, hier der Link: www.moveyourlifepilates.com