Wenn Jeannine Platz kommt, dann wird es Weihnachten! Es dauert nur wenige Minuten und schon sitzt die zierliche Künstlerin und Kalligraphin zwischen all den Schalen und Schachteln mit bunten Kugeln. Sie hält den Stift in der Hand, zeigt ihr mitreißendes Lächeln mit den roten Lippen und legt los. Für Roma e Toska gibt es die roten, rosa-farbenen und goldenden Kugeln mit der Aufschrift: „Muscheln fühlen“ und „Denken hilft“ – Geschenke an die Freundinnen und Kundinnen.
Dann der nächste Auftrag, ein schwungvolles „G“, ein kleines „e“, „h“ … Und schon ist das Präsent fertig: „Gehört es mir, gehört es Dir. Ich kenne nur noch uns und wir.“ Gestern hatte ich diesen Spruch von Angela erwähnt, ohne dazu ihre Geschichte zu kennen.
Ihr Ururgroßvater überschrieb mit diesen Worten seine Dissertation als Heiratsantrag an ihre Ururgroßmutter. Nun hängt die Kugeln in wenigen Tagen an ihrem Weihnachtsbaum, weil sie sich „immer daran erinnern möchte“. Eine schöne Geschichte, eine von vielen …
Immer geht es um Botschaften der Freundschaft, der Liebe, dass das Leben schön ist … Auch dieses Mal schreibt Jeannine: „Wer einem Stern folgt, der kehrt nicht um.“
Ich zünde die Kerzen am Weihnachtsbaum an, und alle, die eintreten empfinden das Gleiche: endlich ein Gefühl von festlicher Vorahnung. „Altmodisch“ sähe er aus, meint Valerija, wie früher, und dabei denkt sie an ihre Weihnachten zuhause in der Ukraine.
Wie bei jedem IT’S A DIENSTAG gibt es auch diesmal eine Runde mit einem Talk. Jeannine erzählt über das Schreiben mit der Hand, die Kalligraphie als einer Form der „Mitteilung“, die gerade wiederentdeckt wird. Wer schreibt, der zeichnet. Die Energien fließen vom Kopf über den Arm auf das Papier.
Ich erinnere, wie Jeannine die Nessel-Entwürfe meiner nicht fertigen Kollektion der „Eisbären im Sommer“ 2017 mit Texten des Polarforschers Fridjof Nansen beschrieb. Es wurde ein außergewöhnlicher Auftakt in etwas, das eben mehr ist als nur „Mode“. So wie auch diese Zusammenkünfte hier mehr sind, als nur eine von vielen Afterwork Veranstaltungen.
Neue Gäste kamen, andere mussten sich verabschieden, weil noch weitere Termine warteten. Denjenigen, die blieben, fielen immer neue Sprüchen ein. Ein Glas Crément, die peruanischen Köstlichkeiten, die ernsten oder heiteren Gespräche. Es war entspannt, selbstverständlich und vertraut, wie jeden Dienstag, nur diesmal direkt vor Weihnachten.
Wer gehen musste, setzte sich oft noch einmal, plauderte und verabschiedet sich dann wortreich mit den liebsten Wünschen und unserer Versicherung: Natürlich wird es auch im neuen Jahr die IT’S A DIENSTAGe geben.
Für meine Freundin Annegret startet 2023 aufregend, ihr Film „Seneca“ wird auf der Berlinale laufen. Ich bin stolz auf sie, weiß wie hart das Business ist und wie viel Elan es braucht, als Späteinsteigerin zu reüssieren. Sie war eine unserer ersten Talkgäste, diesmal brachte sie ihre Tochter Olivia mit. Genauso wie Christin mit ihren beiden Mädels kam.
Am Ende sitzen wir nur noch zu Dritt um Jeannine herum. Ich hole meine drei Muscheln vom Sylter Strand aus meiner Tasche. Carmen lässt „Glück“ und „Liebe“ darauf schreiben, Alex nur das Wort „frei“, und ich halte es mit Hannah Arendt: „Die Freiheit, frei zu sein.“
Dafür braucht man das Zweifeln und das Denken, die gefühlte Natur und das Miteinander von Menschen, die echt und zugewandt sind. Carmen und ich danken Euch allen für die IT’S A DIENSTAGE in der Poolstrasse. „Frohe Weihnachten“.
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