Die Bude war voll, genauso wie ich es angekündigt hatte. Man quetschte sich fröhlich eng beieinander, und es fühlte sich wie in der Großfamilie zu Weihnachten an, die erwartungsvoll auf das Gedichte-Aufsagen vor dem Tannenbaum wartet. Childhood, wer erinnert sich nicht. Das Herz schlug bis zum Halse, es klopfte an der Tür, der Ruprecht mit dem Sack voller Geschenke oder mit der Rute für die bösen Kinder. (Ich fürchtete immer, zu den Letzteren zu gehören).

So viele Begrüßungen und Umarmungen. Marietta Andreae, Stefanie Busold (Sotheby’s), natürlich Josef Kleinheinrich, der Verleger, Sandra, Katrin, Alex, Jefferson, Sonja … Bekannte Gesichter, neue Gesichter.

Sogar die Freunde Janna und Erik aus Aarhus in Dänemark sind für den Event angereist. Ich bin einfach nur glücklich und damit verfliegt jegliche Aufregung. Christine geht es ähnlich, in welchem Grüppchen sie gerade plaudernd steht. Toska sorgt für die Getränke. Fotos machen die Gäste.

Dann beginnen wir zu erzählen, was schon so oft erzählt wurde. Aber inmitten dieses Publikums fühlt es sich erfrischend neu an. Der ganze Überschwang der letzten Monate ist wieder lebendig, der Kampf mit den Texten, die ständige Suche nach dem richtigen Wort, die Wahrhaftigkeitstränen, wenn sich etwas ehrlich formulierte.

Wie konnte es nur gehen, dass zwei, die sich nicht kannten, so ein Projekt stemmen in so kurzer Zeit. „Wahnsinn. Dauerte davor aber ein ganzes Leben“, heißt es in einer unserer Textnachrichten am Ende des Buches. Und es bedurfte dafür einer ganzen Menge „Zufälle“ und ein gutes Dreiergespann.

Wer mit mir gefiebert hat, wird jetzt beruhigt: Ich habe vorgelesen, laut und deutlich. Danke Ute für den Tipp, so zu tun, als würde man lesen, stattdessen aber das Geschriebene erzählen. Danke Isabel, dass ich meiner Stimme vertraute. Und so wurde der Muttertagsbrief mein neues Coming Out.

Dann las ich noch von dem „Tuschkasten“. Christine schlug den großen Bogen mit ihrem Fachwissen, erzählte von ihren Kinderbildern, der „Sonnenschaukel“ und den GuteNacht-Gebeten.

Danach stießen wir an, signierten die Bücher, die normalen Ausgaben, die Sondereditionen. Für jeden ein paar Sätze, das passende Geleit. Dabei will man noch gut aussehen, lächeln und am besten auf Fragen antworten. Hilfe, so etwas muss erst einmal geübt werden. Schon schreibe ich mit Bleistift „Marion“ statt „Monika“.

Bloß konzentrieren, damit da nicht plötzlich steht: „Liebe Bluse, was hatten wir für eine schöne Zeit, gibt’s  in Größe S … “ – Blablabla. Herrlich war es. Einfach berauschend.

Es wurde spät. Einer nach dem anderen verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung. Family eben. Irgendwann gegen Mitternacht war ich im Bett. Heute früh dann der Abwasch, die Flaschen-Entsorgung, das Frühstück mit Toska, zu dem sich Christine gesellte. Alle noch etwas matschig im Kopf.

Pling. Pling, die ersten Kommenare: „Liebe Birgit, eure Buchvorstellung hat mich bewegt und nachhaltig beeindruckt. Der “Bleistift-Moment” und auch der Auszug über den “Tuschkasten” – Leichtigkeit und Tiefe zugleich. Bezaubernd 😊“

Und Toska schreibt aus dem Zug zurück nach Berlin, wohlgemerkt, Töchter sind nicht automatisch Bestandteil des Fanclubs: „Ich finde euer Buch super!! Das liest sich sehr weich und bildreich. Ich finde die Texte von Christine sehr stimmig und angenehm im Zusammenspiel mit deinen!!

Ausserdem, i was so wrong das Kleben zu kritisieren. Du hast echt das Gefühl mit den Stoffen deine eigene Mappe zu haben. Damit taucht man so schön in die kreativen Entwicklung einer Kollektion ein✨“

Die Pierre Cardin Püppi aus dem Buch ist nun auch eingetroffen (€ 450)

Freude, Stolz, Erleichterung und auch eine gewisse erschöpfte Leere in mir. Im Adventskalender steckt noch das Einstecktuch „Lampione“, das ebenfalls als Lesezeichen verwendet werden kann. Gibt’s mit jeder Bestellung.