Wem gestern unser Mittagessen mit der Zeitgeist-Reise der Keramik etwas zu üppig und damit schwer verdaulich war, dem liefere ich heute leichte Kost als Nachschlag. Es geht um die „Stehrums“. Keineswegs ein medizinischer Begriff, eine neue Pandemie, aber eine Plage sind sie dennoch, sie stehen herum = Steh-rums.
Sie sind hässlich wie ein blühender Pickel, überflüssig wie eine gammelige Obstschale und zudem besitzen sie die Tendenz zu wuchern. Man kann sich ihrer nur entledigen, indem man sie beherzt und kompromisslos wegwirft! Egal, ob geerbt von Tante Elisabeth oder geschenkt vom befreundeten Ehepaar.
Abb: Die beiden Pferchen haben sich vor meinem tödlichen Entsorgungsplan in der hintersten Ecke versteckt. Ich verschone sie bis zum Polterabend von Monique.
Früher gab es so einige Stehrums in meinem loftartigen Zuhause: eine hässliche, aber sündhaft teure Venini Murano Stehvase, ein paar geschweißte Leuchter (ungefähr 1,60m hoch), ein Engel, der sich irgendwie von Weihnachten in das Frühjahr hinübergerettet hatte … Sicherlich gab es auch einen Kaffee-Becher mit Kleeblättern und Herzen.
Becher mit Winterlandschaft bemüht sich gerade um Sinnhaftigkeit als Container für Teebeutel. Weg! Entsorgen!
Ich wandere durch unser Kapitänshaus. Wenige Stehrums haben sich hier ins 21. Jahrhundert gerettet. Der beleuchtete Eisbär wird überleben, der ist schon zu kultigem Kitsch geworden.
Und dann gibt es die wirklich schönen Dinge, die Liebhabs, die Je-länger-je-lieber, die müssen bleiben und sich vermehren, die wuchern nicht, sondern die verströmen sich …
Abb: Wandvase von Paul Dresler, Keramik.
Dazu gehören das Wandobjekt von Paul Dresler mit dem getrockneten Blumenstrauss von Toska aus dem Herbst, oder die rot-braune Vase mit der besonderen Glasur ebenfalls von Paul Dresler. Ein wenig morbide, aber trotzdem schön, die Rosen aus dem letzten Jahr.
Vase Paul Dresler, Keramik (€ 380)
Wer bis hierhin gelesen hat, der kann nun aufstehen und einen Spaziergang durch die eigene Wohnung machen, um dabei die ganzen Stehrums, Stehheus und Staubvolls einzusammeln. Tauschen wir sie ein gegen die schönen Dinge des Alltags, die uns inspirieren, über die die Hand regelmäßig streicht und auf die der Blick mit einem liebevollen Lächeln fällt.
Wir nennen sie Rumsteherchen..