Um es gleich vorwegzunehmen: ich bin ein Verpackungs-Looser, bekomme Schweißausbruch, wenn eine Kundin mich bittet, das gekaufte Teil hübsch als Geschenk einzuschlagen. Panik, das Papier verrutscht, der Kleber versagt, die Schleife ist zu locker, das Innen fühlt sich an wie ein geknautschtes Bündel. Hektisch versuche ich, das Einpack-Malheur zum kreativen Konzept zu machen und schreib noch ein paar freundliche Sätze dazu. Aber (!) es gibt die begnadeten Menschen, die die Poesie der Verpackung verstehen.

Eine Huldigung an das Außen, das manchmal mehr verrät als das Innen.

Ich habe es in den vergangenen Tagen genossen, Stück für Stück meinen Geburtstagstisch aufzulösen. Wer denkt, ich wäre eine Geschenk-„Aufreißerin“, der irrt, ich spüre sehr wohl die liebevolle Sorgfalt im Detail. Einige haben kleine Sträuße in ihrem Garten gepflückt mit einer Schleife versehen oder mit einem Bändchen, das keineswegs achtlos gewählt wurde. In wenigen Tagen werden die Blumen verwelkt sein, gewiss, aber es bleiben ein Foto sowie eine Erinnerung an eine besondere Geste.

Es gibt die Verpackungen mit Symbolwert. Auf dem dicken braunen Packpapier, unter dem sich leicht zu erraten ein Buch verbirgt, sind ein silberner Faden für Gesundheit und ein goldener Faden für Reichtum geklebt. Das Meeresgetier steht für die Schönheit. Das eigentliche Geschenk liegt schon auf dem Stapel neben meinem Bett, aber die Glückszeichen haben ihren Platz neben meinem Schreibtisch auf dem Reisekoffer gefunden.

Es waren zahlreiche Kärtchen und Briefe mit sehr persönlichen eindringlichen Sätzen unter die Schleifen und das Einwickelpapier der Geschenke geschoben. Die meisten davon quetschen sich mittlerweile zwischen die Korrespondenz der vergangenen Jahre.

Eine Karte hängt jedoch stellvertretend für die anderen samt dem Wiesenblumensträußchen an einem Nagel, dort wohin mein Blick jeden Morgen fällt, wenn ich gedankenverloren den richtigen Wörtern nachsinne. Es ist wie eine flüchtige Begegnung: Da gibt es die Freunde.

Schmunzelnd freue ich mich jedes Jahr auf eine Verpackung mit zukunftsweisenden Botschaften. Es ist das erste Geschenk, das mich erreicht und es verbirgt in sich vorsichtige Hinweise auf das, was in meiner Mode kommen wird. Das vieldeutige kleine Ensemble ist nun neben Vasen und Kunst installiert. Wenn ich daran vorbeihusche höre ich sein stilles Flüstern.

Jetzt wisst Ihr, warum ich so lange brauche, bis alle Geschenke ausgepackt und ihre äußeren „Zutaten“ wie Devotionalien um mich herum verteilt sind.