Wie so oft, gibt es gleich mehrere Geschichten zu erzählen. Die nachfolgende Buchvorstellung kommt in Portionen, da die Lektüre so gewaltig ist, dass sie mehrere Blog-Beiträge füllen kann und weit darüberhinaus. Gute Bücher begleiten einen manchmal ein Leben lang. Beginne ich zunächst mit einem Glückwunsch an Hovawart-Mädchen Bonnie. Sie und ich gehen täglich im Gespräch entlang Strand und Wiesen. Wenn ich ihr vorlese, schaut sie mich wissend an. Heute wird sie vier Jahre alt.

Die Stelle aus dem Buch Geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer ist eine Wesentliche, das merkt Bonnie sofort. Es geht um die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur, die sich früher als Einheit fühlte, aber nun schon lange nicht mehr. Verlorengegangen sind die Achtsamkeit, die Kultur der Dankbarkeit und nur so viel zu nehmen, wie man braucht.

Robin Wall Kimmerer ist Botantikerin und Angehörige der Citizen Potawatomi Nation in den USA. In ihrem Buch verbindet sie die Naturwissenschaft mit dem indigenen Wissen, so wie man einen Zopf aus Süßgras geflochten hat. Es entsteht eine „Ökologie des Geistes“. Was wir als metaphorisch verstehen, ist eine Realität, die wir nur nicht mehr hören können: Die Pflanzen und Tiere sind unsere ältesten Lehrer. (Sieh an: Wieder geht es um das Hören.)

Wie Bücher einen doch finden oder auf einen warten, bis man sie irgendwann innig umarmt. Dieses liegt schon viele Monate in einem Stapel neben meinem Bett. Ich glaube, ich bekam es zu meinem Geburtstag im letzten Sommer geschenkt, auf jeden Fall weiß ich genau von wem, einer geschätzten Person, die mir immer das „Behütet-bleiben“ wünscht.

Vor kurzem zog ich es hervor und dachte ahnungslos, warum denn nicht. Neugierig begann ich zu lesen: „Geflochtenes Süßgras. Die Weisheit der Pflanzen“. Dass ich es seitdem überall mit hinschleppe, mir unter den Arm klemme hinaus zum Meer, den Bleistift immer griffbereit, um etwas Nachdenkenswertes zu umkringeln, dass hatte ich nicht vermutet.

Elke Martensen, Lederkappe (€490), Book Bag (€ 298), Max Mara Ringelpullover (€240)

Kimmerers Beschreibungen atmen die Spiritualität ihrer indigenen Vorfahren und enthalten gleichzeitig die faktischen Daten der Wissenschaft. In ihren eindringlichen Erzählungen besitzen die Lebewesen nicht nur Namen, sondern auch eine Melodie, in der alles miteinander verbunden ist.

Es berührt mich zutiefst, was wir verloren haben über Hunderte von Generationen und was wir weiter in die Zukunft hinein zerstören. Nichts von dem ist zu unserem Vorteil gereicht, sondern wir nehmen Schaden an unserer Gesundheit und an unserer Seele. Wie einfach und doch radikal muss ein Umdenken sein, dass wir uns wieder getröstet und beheimatet fühlen auf dieser Erde.

Würdet Ihr jetzt bei mir sein, könnte ich berichten von den Geschichten der Lachse vor der Küste, den Flussmündungen als dem Rand aller Ränder mit der höchsten Biodiversität, den Zeremonien, wenn die ersten Fische eintrafen, um zu laichen. Die Regulierungen, Deiche und Dämme der Menschen. Und wie man die Zerstörung wieder heilen könnte.

Ich würde in dem Buch immer wieder vor- und zurückblättern, um verschiedene Schilderungen herauszugreifen, beispielsweise wie Ahornsirup gemacht wird, oder von der jungen Doktorandin, die die Ernte von Süßgrasfeldern untersuchte, von den Flechten auf Steinen, die Partnerschaften eingehen, wenn es „ungemütlich“ wird. Was passiert, wenn eine Sprache stirbt? Wie fühlt es sich an, wenn man leise dem „Komm nach Hause“ lauscht? Erinnern wir uns, wie es wäre, „die Welt zu lieben“.

Heute und die nächsten Tage gibt es das Buch von Robin Wall Kimmerer „Geflochtenes Süßgras“ als mein Geschenk zusammen mit dem Einkauf eines Gutscheins oder einem anderen Teil ab € 300. Robert Eberhardt von Felix Jud hat extra ein paar Expemplare für mich bestellt.

PS: Für das Foto habe ich vorsichtig die Gräser und Blüten auseinander geschoben, um das Buch so zu betten, dass kein Halm geknickt wird. Diese Sorgfalt hat etwas von Wertschätzung. Wohin setzen wir unseren Fuss und wie führen wir unsere Hände?