Orkan fegt über die Insel. Die Wellen schlagen so hoch, dass vom Strand kaum etwas übrig bleibt. Keine Menschenseele weit und breit. Nur genug Meer und Wind, um ganz und gar mit sich beschäftigt zu sein. Mühselig klettere ich immer wieder rauf zum Kliff, durch das kniehohe Schilfgras, um nicht in das gurgelnde Wasser unter mir abzuglitschen. Wie ich das liebe, meine Sylter aufgewühlte Gegenwart. Zufall, nicht geplant, als ich vor Jahren auf die Insel kam.

Wer mag diese typischen „Wenn-dann“ Sätze? – Keiner? – Nun, dann nimmt es Wunder, dass so viele Menschen danach leben. Strategisch, abwartend, oft eine Falle. Es fängt schon in der Kindheit an: Wenn ich groß bin, dann werde ich … – Oder waren es gar die Erwachsenen, die uns diese Formulierungen vorgegeben haben? Könnte sein. In der Früh las ich über die Mathematik der Daten und des Zufalls. „Stochastik“ nennt man es.

Ein spannendes Feld, das ich hier keineswegs erschöpfend ausbreiten kann, verstehe gerade genug, um darüber ein wenig zu dilletieren. Die Mathematik kann Ordnung in unser Wirrwarr bringen oder besser noch, errechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit etwas eintritt. Ob ich im Lotto gewinne, wen ich wo kennenlerne, wie eine Karriere verläuft, ob ich mit einer extra Portion Zuversicht meine Erfolgsquote verbessere … – Und Glück ist dann, wenn eine Zufallsformel aufgeht.

Zu abstrakt? Nun, dann geht doch mal dieses Jahr für Euch durch und belegt Ereignisse und ihre Folgen mit dem Begriff „Zufall“. Vielleicht eine Gelegenheit, um auf Zeitreise zu gehen, einmal halb um die Erdkugel, um „zufällig“ eine Person zu treffen, oder um zufällig etwas zu vergessen, umzukehren, etwas anderes zu finden …

Ich hocke hier an dieser Stelle im Sand und schaue auf das stürmische Meer, um Fotos zu machen, um klüger zu werden … oder … oder … oder. Was würde der Stochastiker sagen?

Was auch immer kommt, ich bin bereit, den Zufall in meine Rechnung einzukalkulieren, gab es in den letzten Jahren doch zahlreiche wunderbare Zufälle. Ob sie sich mathematisch hätten berechnen lassen? Keine Ahnung, aber sie haben mein Leben geprägt mit wichtigen rechts-und-links Abbiegungen.

Was packe ich in den Adventskalender mit dem Türchen Nummer 22? Ein wenig ratlos zucke ich mit den Schultern. Wollen wir es vom Zufall abhängig machen? Es wird etwas im nächsten Paket an Euch liegen. Allein der Gedanke zaubert mir ein Schmunzeln ins Gesicht.