Gestern war es der Mantel des Herrschers, Statussymbol, Schutzhülle und Modestatement, heute ist es genau das Gegenteil: ein Hauch von Nichts, gesponnen von Feen. Ein Mond in fahlem Gelb, verschlungene Bäume, ein tiefes Petrol-Grün, dazwischen ein träumendes Mädchen mit silbrigem Haar. Ich begebe mich in die Welt der Märchen und lasse sie ein wenig Wirklichkeit werden.

Es geht um die neue Bluse, die mir schon lange im Kopf herumspukt, gefertigt aus Seiden-Georgette, der kleinen Schwester des Crêpe de Chine. Zart und federleicht, ein wenig transparent, aber unerwartet robust mit der typischen gecrêpten Oberfläche.

Das Motiv sind die „Lampione“, entworfen von der russischen Exil-Künstlerin Iya Voinich, bearbeitet zu Stoffen von Aldo am Comer See, seinem Team und mir, zwischen den Welten, am Schreibtisch, unterwegs, mit Skizzenbuch.

Melle, die Atelier-Chef, fertigte sie vor ein paar Tagen in Hamburg. Wir haben das Modell des Men’s Shirt gewählt, dieses großzügige Herren-Hemd mit seiner besonderen Architektur, dem weiten Rücken mit der tiefen Längsfalte, der doppelt gelegten Querpasse, so dass der Stoff locker schwingt.

Die Ärmel sind überschnitten und reichen mit der Manschette über den Handrücken. Weich gleitet die Seide über die Haut den Körper entlang, umhüllt ihn sanft, so dass man eins wird mit den Bäumen, den Gräsern und dem flüsternden Wind, der durch die Bluse streicht.

Anders als sein Vorgänger aus Baumwolle, fehlen dem Men’s Shirt hier die vorderen Taschen, dafür ist das Material zu delikat. Und aus dem breiten Kragen haben wir einen zierlichen Stehkragen geformt. Drei Meter Stoff gehören in diese Feen-Bluse. Ein Sommermärchen, kombiniert mit einem schönen BH, Bikini, Hemd oder Langarm-Shirt.

In meinem Schrank verbergen sich noch ein paar alte Netzhemden von Jean-Paul Gaultier aus den 80er Jahren. In Kombination mit der Lampione Bluse werden sie zu neuem Leben erweckt. Dazu die abgewetzte Jeans von R13, und aus Feen-Eleganz wird rockige Märchen-Heldin.

Vintage Armreif von Frederic Volle aus den 1980er Jahren (€ 430)

Nun fehlen nur noch die „Insignien“ von Prinzessin und Königin mit dem breiten Reif von Frederic Volle aus Paris oder dem goldenen Armband von Yves Saint Laurent.

Yves Saint Laurent Vintage Armband (€ 1.100)

Wo fangen Märchen an? Es war einmal … eine Bluse. Und schon sind wir im Reich der Fantasie.