Was gibt es Schöneres, was gibt es Wichtigeres, als wenn jemand einem die Welt erklärt. So einfach und so leicht, dass es uns beinahe die Angst vor dem Leben nehmen könnte. Gestern lag ich im Bett und entdeckte für mich Bruno Latour, 1947 in Frankreich geboren, Anthropologe, Soziologe und Philosoph, vielfach ausgezeichnet als einer der intelligentesten, einflussreichsten Wissenschaftler und Denker, der die Moderne und unsere Zeit neu interpretiert.
Ich habe bis spät in die Nacht die Serie von Interviews mit ihm geschaut, eines davon möchte ich heute herausgreifen: das terrestische Manifest. Es hört sich gewaltig an, ist es auch, und doch können wir es schlicht anwenden. Wir setzen uns hin, dort wo wir ein wenig Ruhe haben, wo wir gerne sind. Keine Ausreden, so viel Muße besitzt jeder, auch wenn es noch so hektisch ist.
Und dann schreiben wir auf, wo wir in dieser Welt gelandet sind, unseren eigenen Microkosmos, heißt, wir definieren uns selbst mit all den dazugehörigen Abhängigkeiten. Aber nicht schummeln, nicht verallgemeinern, sondern ganz präzise notieren, in welchem Gestrüpp von Bedingtheiten wir stecken. Wir als ich, wir als Du, wir als jeder, der diesen Beitrag liest.
Die Person, die den Stein im Schuh hat, weiß am besten, wo der Stein liegt, drückt, und wo es schmerzt. Ein wunderbares Beispiel, das Bruno Latour in dem Gespräch zitiert. Die Welt besteht aus einer unendlichen Kette von diesen kleinen „terrestischen“ Beschreibungen, alles hängt miteinander zusammen. Das ist unglaublich tröstlich und gibt uns das Werkzeug, politisch zu denken und zu handeln, um unsere Erde als bewohnbar zu erhalten!
Ich genieße es, Bruno Latour in seinem klaren Französisch zu lauschen. Die Untertitel gibt es auf Deutsch. Nachfolgend der Link: https://www.arte.tv/de/videos/106738-004-A/gespraeche-mit-bruno-latour-4/
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