Sonne und Wolken wechseln sich ab. In einer windgeschützten Ecke im Garten genau vor meinem Schreibtisch-Fenster zwischen den Hortensien ist der Outdoor Friseursalon eingerichtet. Viel braucht es nicht: Spiegel, Stuhl, Beistelltisch, Gartenschlauch und natürlich Jefferson, den Hairstylisten aus Hamburg, der extra angereist ist, um uns Frauen hübsch zu machen.

Der Brasilianer versteht sein Handwerk, ist in der Welt herumgekommen, hat die Köpfe der Society Ladies in New York und sonstwo frisiert. Aber was noch viel wichtiger ist: Er spürt uns Frauen, wie wir selbstbewusst mit natürlicher Anmut aussehen können.

Alles wirkt draußen herrlich improvisiert und das ist gerade der Charme der Aktion, ein friesisches „Out of Africa“. Ich bin die Erste, die mit dem Kopf unter den Gartenschlauch kommt. Anschließend fönt Jefferson geduldig Strähne für Strähne, und davon gibt es einige, bis der typische Farrah Fawcett Look entsteht.

Meine Haare sind mein Joker, dafür verzichte ich auf Make up und Lippenstift. Einmal den Kopf schütteln und die Locken sitzen perfekt, egal, ob nun mit dem Scheiteln nach rechts oder nach links. Der Wind wird es schon eigenwillig richten.

„Idyllisch“, ich wüsste nicht, wie anders es nennen hier bei uns vor dem Kapitänshaus. Zwei Damen warten geduldig bis sie an der Reihe sind, Ralf als Zuschauer, der Ehemann bereitet im Strandkorb die Kräuterbutter für den Abend vor. Die Hunde liegen relaxed und desinteressiert um uns herum. Eine Szenerie wie bei Manets „Le Déjeuner sur l’Herbe“: My Private Friseur-Salon.

Freundin Biggi hat die Gartenschlauch-Dusche ebenfalls hinter sich, nun den Schnitt noch etwas trimmen, dann fönen und fertig ist die moderne Frau für das bunte Leben zwischen Campingplatz, Meer, Roma e Toska Shopping und Evening Talk. It’s Summertime.

Jefferson und ich sprechen viel darüber, wie wir beide auf unterschiedliche Weise die Frauen unterstützen, ein wenig selbstbewusster zu sein, sich anzunehmen, zu mögen, was an ihnen besonders ist, statt wie so oft, immer nur kritisch an sich zu mäkeln. Er ist für den Kopf zuständig, ich für den Rest.

Schönheit beginnt dort, wo man sich von innen heraus umarmt. Die Nächste ist Sonni mit ihren kriseligen Haaren, dann kommt Kati mit dem Kurzhaarschnitt, für die es vorteilhafter wäre, die Haare kinnlang wachsen zu lassen. Warum wollen die Deutschen nur immer ihre Haare kurz, fragen Jefferson und ich uns.

Meine Freiheit begann mit jedem Zentimeter, die meine Strubbelmähne länger wurde. Da war ich Mitte zwanzig und fand mich endlich nicht mehr ganz so hässlich. Seitdem trage ich sie so wie sie sind, nur mit Jeffersons Hilfe regelmäßig ein wenig eleganter und glänzernder als zerzaust vom Beach.

Miss Bridget und ihr Friseur. Wir sind ein wunderbares Match und freuen uns diebisch, wenn wir wieder mal eine Frau vor sich selbst retten konnten. Wer Lust hat, besucht Jefferson da Lima in Hamburg. Stichwort „Roma e Toska“, dann gibt es einen kleinen Geschenk-Gutschein. (Nicolaisen Brinkmann im Stadtpalais, Tesdorpstrasse 20, dort wo Marlies Möller ihren Salon hatte: 040 41356785) .

Ich bin wieder dort Ende August, bevor es zur hochadligen Hochzeit nach Frankreich geht mit langer Robe, Hut und Französisch für Aristokraten. Na dann, Hauptsache die Haare sitzen, alles andere überlasse ich dem Zufall.