Es ist früh morgens und ich sitze an dem kleinen Esstisch im Tempel und frühstücke, sehr Bohemien. Klo, Badewanne und Ruine im Blick. Ein wenig fühle ich mich wie eine Nomadin zwischen Zeiten und Welten, nicht schwer an diesem außergewöhnlichen Ort und mit meinem Leben, wie es gerade ist. Während ich an meinem etwas angetrockneten Brot knabbere, lese ich über Lila Valadan, der Perserin, mit ihrer außergewöhnlichen Kollektion von alten und eigen-produzierten Teppichen.
„Bei uns läuft die Zeit langsamer.“ Steht es in ihrem Katalog. „Die Artisan sitzen im Freien; sie schauen hinaus in die Natur und genießen einen Tee. Sie wissen, sie sind nicht unter Zeitdruck, denn Kreativität und Leidenschaft brauchen Raum und Freiheit.“
Es klingt in diesen Tagen noch wichtiger, als es sonst schon ist. Ich mache es Ihnen nach, dem Nomadenvolk, schaue auf keine Uhr und lasse es laufen, um das Grau draußen als Inspiration für die Buntheit drinnen zu sehen.
Seit zwei Tagen habe ich die Ehre, ein paar Teppiche von Lila Valadan in den Ausstellungsräumen in der Poolstrasse 12 zu zeigen. Sie verzaubern die Räume und tragen die alte Tradition des Teppich-Knüpfens aus den Zagros Bergen Persiens zu mir herein.
Die meisten mythischen und erzählerischen Motive stammen aus pre-islamischer Zeit und besitzen eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Formensprache der zeitgenössischen Kunst. „The Modernity of Origin“ nennt es Lila Valadan. Ein Satz, den ich ihr klaue, um ihn hinter mein Advents-Türchen No. 9 zu stecken, verbunden mit einer Schönheit, die in der Unvollkommenheit liegt.
Das ist es, was Yves Saint Laurent leitete, was Karl Lagerfeld in Chanel suchte, und was auch mich ausmacht: das Schöpferische aus einer Vergangenheit heraus entwickeln. Es ist etwas Universelles, eine kreative Verbundenheit über Epochen hinaus.
So mischt sich alt mit neu, und es entsteht etwas, was jenseits von Mode zu finden ist, nennen wir es Stil, oder nennen wir es Tradition. Die Teppiche sind keine Einrichtungsgegenstände, sondern besitzen eine Geschichte, eine Seele, die sich mit der Kunst verbindet. Genauso möchte ich es haben, umgeben von Dingen mit einer starken Präsenz, zeitlos und beredt, im Einklang mit der Natur.
Abb.: Lila Valadan und ihre Familie, die mittlerweile aus dem Einzelhandel ein weltweit agierendes Unternehmen gemacht haben. Ihre Werten sind sie treu geblieben.
Wer möchte, kommt am nächsten Sonntag, den 13. Dezember, in den Poolstrasse 12, um sie sich anzuschauen. Auch Jeannine Platz, die Kalligraphin, wird ab 13.00 Uhr dort sein, um nach individuellen Wünschen Weihnachtskugeln zu beschreiben. (Auf Voranmeldung).
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