Es ist früh morgens am 24. Dezember 2020, ein Adventskalender-Türchen fehlt noch. Es fühlt sich besonderes an, aus der Nacht in den Tag und weiter in den Heiligabend. Wie jeden Morgen auf der Insel gehe ich als erstes vor die Tür, um den Sternenhimmel zu bestaunen. Ich fühle mich wie in einer Kugel, nicht auf einer Kugel, und der Himmel hüllt mich ein.

Dann sitze ich am Schreibtisch, Heiligabend ist kurz vergessen, alles löst sich auf zwischen Himmel und Erde und wird zu Phantasie mit Geschichten. Ich weiß, Ihr wartet schon gespannt, was nun hinter dem Adventskalender Türchen No.24 steckt, dem letzten! Huzzah, ich habe durchgehalten! 23 kleine Klappen sind geöffnet und … ich bleibe geheimnisvoll bis zur letzten Zeile. Müsst schon weiterlesen.

Am Strand mit Toska dicker Nebel, der von hinten wie beleuchtet aussieht. Einen Horizont kann man nicht mehr ausmachen, alles verschwimmt, der feuchte Sand, das Meer, die Wolken und der Himmel. Die Erde ist eine flache Scheibe. Jetzt müsste man fliegen können, wie die Vögel dicht über den Wellen. Die Stimmung ist mystisch.

Und irgendwann sind wir zurück im alten Kapitänshaus, das nun mehr ein Zuhause als ein Geschäft ist, war es eigentlich immer schon, ein zweites Wohnzimmer für die Freunde, die dieses Jahr kommen oder nicht kommen konnten. Die Erde ist wieder eine Kugel und ich bin oben drauf und drehe mich mit.

Vielen Dank für die lieben Weihnachtskarten und -grüße, die ich in den letzten Tagen erhalten habe. Durch alle schlängelt sich der gleiche Unterton: Es hat sich so viel verändert, dieses Jahr war schwierig, eine Herausforderung. Aus einer Weihnachtspost klaue ich mir das Gedicht von Yoko Ono und packe es hinter die Tür No.24: Durch den Himmel laufen!

Der Himmel ist nicht nur über unseren Köpfen.
Er streckt sich bis runter auf die Erde.

Immer wenn wir den Fuß vom Boden heben,
laufen wir im Himmel.

Laufe mit diesem Wissen durch die Stadt.
Überlege, wie lange du heute im Himmel gelaufen bist.

(Yoko Ono. A corn. Haffmans & Tolkemitt. Berlin 2014)