Hinter dem Türchen No.11 im Adventskalender ist mal wieder etwas verborgen, das wir nicht anfassen können, nicht einfach einstecken, irgendwo hinlegen oder gar an die Wand hängen. Es ist etwas, dass wir lernen müssen, für das wir ein wenig Mut brauchen, etwas frech und experimentierfreudig sein sollten. Was es ist? Geschmack!
Die meisten glauben, davon genug zu haben. Einige wenige sind Bekennende mit „schlechtem Geschmack“ oder noch besser, mit gar keinem Geschmack, wie sie laut verkündigen oder hinter ihrem Rücken geflüstert wird. Überflüssig und unsinnig, denn was immer wir tun, womit wir uns umgeben, was wir tragen, es hat etwas mit … Geschmack zu tun. Und ob der gut oder schlecht ist, wer weiß das schon.
Wie schon mehrfach erwähnt, gehörte ich zu den Kids „ohne Geschmack“, mit Haaren, die sich nicht bändigen ließen, schlecht sitzenden Hosen, von meiner Mutter genäht, einem ausgeleierten Pullover in Orange und einem Sofa mit hellblauen Blümchen. Auf meinem Wunschzettel stand jedes Jahr zu Weihnachten haargenau beschrieben, was meine Eltern mir schenken sollten: das Strickkleid in rot (ich sah es vor mir), den Duffelcoat in dunkelblau, den Regenmantel mit großer Kapuze. Was ich bekam, war nicht annähernd das, was ich wollte. Ach, und dann gab’s da noch die Mütze mit dem Bommel (hierüber könnte ich ganze Abhandlungen verfassen), auch die kam nicht wie gewünscht usw. usw.
Abb: Bouclé Rock Pink (€ 498), Haeckel Gürtel (€ 398), Strickjacke Cristaseya (€ 980), Woll-Hemd Ruwenzori (€ 498).
Es half nichts, ich musste mich allein um meine geschmackliche Bildung kümmern. Hier nimmt mein Weg zu einem eigenen Stil seinen Anfang. Ihr wisst, wo er bislang endet: kreuz-und-quer, too much is not enough.
Es ist ein Freitag, der 11. Dezember, warum uns nicht heute in Geschmacksfragen üben. Ich packe in den Adventskalender No.11 etwas Mut, eine Menge Spaß und vor allem eine große Portion unkonventionelles Denken. Oberstes VERbot: Ton-in-Ton, beige und braun, und so sein wie alle anderen!
Abb: Fellschuhe Giraffen-Print, Taglia Scarpe (€ 3909
Kleine Anekdote zum Schluss: Ich bin im Alsterhaus in Hamburg, vorgestern, ein Konsumtempel, wie ihn die Welt nicht mehr braucht, teuer, langweilig, desillusionierend. Ich weiß schon in der Eingangstür, ich möchte nichts, fast nichts. Oben im 3. Stock die Strumpfhosen-Abteilung. Mustermix ist angesagt, bei der Verkäuferin allerdings noch nicht angekommen. Ich führe meinen Rock vor (schrill) und dazu die bunt gemusterte Strumpfhose meiner Wahl. Sie ist entsetzt, nicht gerade gut geschult im Umgang mit Kunden. Sie weigert sich, mir das Modell zu verkaufen. Es wäre hässlich (an mir). Sie wird massiv. Ich knicke ein, vergesse, das ich hier das eigentliche It-Girl bin. Zuhause ärgere mich tot. Stunden später, wahrscheinlich ist die nächstes Schicht dran, gehe ich zurück. Ich schaue mich um wie eine Diebin und greife zu der von mir favorisierten Strumpfhose.
„Unangepasst“ ist mein Ding, mein Stil, mein Geschmack. All das, was ich als Kind angeblich falsch gemacht habe, und worüber meine Mutter schier verzweifelte, ist genau das, was ich jetzt brauche: Nichts gehört zusammen, aber das bin ich!
Wer möchte, kann sich kostenlos am Sonntag in der Poolstrasse 12 eine kleine „Schmacksübung“ abholen. Ich bin mittlerweile gut darin zu empfehlen, was zu einem gehört, ob bockig oder lieb. Ich finde es heraus …
Hi meine Liebe,
wie schön, ich mag sehr das anders sein als andere, egal wie man das zum Ausdruck bringt, mein Favorit ist die blaue Pepitastrumpfhose dazu…..
Drücke Euch alle ganz dolle, bleibt gesund!
LGK
Dein heutiger Eintrag über den sogenannten „good taste“ lässt mich schmunzeln, klasse, denn ich gehöre auch zu denjenigen, die zu viel Ton in Ton tragen, aber ich bin auf dem Wege der Besserung!!!
Danke und liebe Grüße, Claudia