Das Gespräch mit Roma anlässlich das International Women’s Day fängt ungewöhnlich an. Jeder von uns hatte sich vorher Gedanken gemacht. Roma übernimmt jedoch gleich mit dem ersten Auftakt: Wir sollten den Tag umbenennen in einen Tag der “Weiblichkeit”, ihn lieber “Feminine Day” nennen, ohne dabei an die Geschlechter-Aufteilung in Mann und Frau zu denken.

Ok, ich mache noch ein Foto von uns beiden, gebe meine Fragen auf und höre meiner Tochter zu, wie sie weiter ausführt: “Warum ist das, was ich zwischen den Beinen habe oder nicht habe, das, was mich definiert?” Roma hat es schon immer sofort auf den Punkt gebracht, sie fackelt nie lange mit ihren Sätzen. Für sie ist es gesellschaftlich entscheidend, endlich den Gender-Code zu brechen.

Stattdessen sollten wir an diesem Tag das Feingefühl feiern, die Intuition, Dinge erspüren zu können, zuzuhören, zart zu sein, weinen zu dürfen … Meine Tochter sammelt weiter die Attribute, die für sie zum Weiblichen gehören und die sowohl Männer wie Frauen besitzen.

Fashion ist dafür einer der Vorreiter und zelebriert schon eine Weile das Transgender: Männer mit langen Haaren in Röcken, Frauen in oversized Blazern …  Es entstehen ständig neue Formen und Begriffe für eine freigewählte Zugehörigkeit außerhalb der engen Grenzen des Geschlechtes.

Dieser Tag gehört damit der Freiheit und den Möglichkeiten, sich zu seiner Weiblichkeit zu bekennen, ohne dass Frauen dafür Kinder zeugen müssen oder Männer alleinige Beschützer und Versorger sind. Endlich nicht mehr eine Rolle erfüllen, wie ich sie noch als junges Mädchen eingetrichtert bekam. Roma spricht mir aus dem Herzen, nur musste ich dafür viele Umwege gehen, um endlich alles sein zu dürfen.

PS: Der Krieg hat wenig Raum für Weiblichkeit, deshalb widme ich diesen Beitrag allen Frauen und Männern auf dieser Welt, die Trümmer wegräumen, die Kinder in Sicherheit bringen, die trösten, die weinen, die zuhören, in den Arm nehmen, und die alles daran setzen, dass es Frieden gibt. Ich wünsche mir, sie könnten genauso frei das Feminine in sich leben, wie wir es tun.