Seit gestern haben wir geöffnet, es ist aufgeräumt, die Blumen gekauft, die Tür unversperrt für ein herzliches Welcoming, Desinfektionsmittel und Schutzmaske gleich auf dem Tisch daneben. Trotzdem blieb es ruhig, ein paar liebe Kundinnen kamen, der Tag floß beinahe dahin, wie die Tage zuvor. Aber eben nur beinahe, da ich auf die irrsinnige Idee des „Fastens in Zeiten von Coronavirus“ kam.
Abb: T-Shirt Alles wird gut (€89 + Maske), Schuhe Taglia Scarpe (€390) – Für alle Abergläubischen: die Schuhe sind noch nicht getragen und Größe 36,5.
Bittersalz, Hühnerbrühe (ohne Huhn, versteht sich), warmes Wasser, Ingwer Wasser, und dann wären wir auch schon durch mit der Aufzählung der Tages-Essens-Ration. Bis zum frühen Nachmittag ging es mir fabelhaft. Die wichtigen Dinge wurden mühelos erledigt. Ich hielt mich für ein Fasten-Genie gleich vom Erststart weg. Das lange Telefonat mit dem Vermieter verlief freundlich, beinahe episch. Ab und an musste ich mir allerdings an die Stirn fassen, entwickelten sich doch unangenehme Kopfspannungen (nennen wir es noch nicht Kopfschmerzen, das wäre verfrüht).
Abb: Vintage Taschen Roberta (je €650), Schuhe Taglia Scarpe (€ 390), Umhänge-Tasche Taglia Scarpe (€540), Fellgürtel pink (€ 198)
Dann ging die Energiekurve steil bergab, Lustlosigkeit und Antriebsschwache machten sich breit. Mein sonst so dynamischer Gang sah irgendwie gebeut und schlurfig aus. Monique malte mir für meinen niedrigen Blutdruck alle möglichen Krisenszenerien aus. Die Fotoshootings mit neuen Looks wurden zu einem Top Ten der Häßlichkeiten (Gucci lässt grüßen).
Abb: Bouclé Jacke pink (€ 798), Day-and-Night Pullover schwarz (€ 398), Schuhe Taglia Scarpe (€390), Tasche Roberta (€ 650), Marni Hose privat
16.30 Uhr dann die Freundin zu Besuch, mit der ich mich eigentlich pausenlos amüsieren kann. Nichts dergleichen, wir saßen vor der Tür, das Gespräch schleppte sich dahin. Inzwischen ähnelte meine Gesichtsfarbe einem Leichentuch und sie meinte ich wäre schockgealtert und sollte sofort abbrechen. „Schockgealtert“, das geht ja wohl gar nicht.
Den Rest des Abends verbrachte ich im Halbschlaf Delirium. Um 23.30 Uhr knabberte ich an einer weichgekochten Kartoffel, die die vergangenen Stunden im Topf (zum Glück auf niedriger Stufe) ausdauernd gegart hatte. Darüber streute ich etwas zittrig das Rote-Beete-Salz, ein Geschenk von einer treuen Blogleserin. Köstlich! Das Leben hatte mich wieder zurück.
Heute Tag 2: Wieder geöffnet ab 11.00 Uhr und by Appointment mit Carmen. Zum Frühstück: Eine Banane, zwei Knäckebrot, eine Tasse Kaffee. Die Farben sind bunt, energievoll radel ich um die Alster. Alles findet meine sprühende Neugierde. Das XXL Schoko-Ei von einer lieben Kundin und Leserin wird gleich angebrochen.
Erstes Foto, man bemerke den lebensfrohen Hüftschwung. Fasten, nicht mein Ding, außer vielleicht irgendwo in Tibet mit Ölen, Tees und einem köstlichen Nichtstun.
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