Ahoi, das echte Bordtagebuch beginnt! 28. Februar, 18 Uhr, die EUROPA legt ab von der Pier in Melbourne und es geht auf hohe See Richtung Sidney. Was für ein bewegender Moment für uns Neulinge und eine Szenerie, die mich an die Hunderte von alten Cruise Bildern erinnern lässt: Ein Mädchen steht an der Reling und winkt den Zurückgebliebenen. Ganz heimlich verdrücke ich eine Träne, bin echt gerührt.
Aber lassen wir den Tag von Anfang an beginnen, denn Toska und ich hatten nach der kurzen Nacht und dem kleinen Frühstück nur ein paar Stunden, um diese schöne Stadt im Schnellgang zu erkunden …
Melbourne ist mit 4,72 Mio Einwohner die zweitgrößte Stadt Australiens nach Sidney. Täglich (!) kommen in etwa 10.000 dazu, meist Junge, Studenten, high skilled people, die hier ihren neuen Lebensmittelpunkt finden. Mit 8.830 Quadratkilometern Fläche ist Melbourne die größte Stadt der Welt.
Wir wollen die Metropole etwas unkonventionell entdecken. 10.00 Uhr, draußen ist es schon hochsommerlich warm. Wir gehen entlang den Graffitis an der AC/DC Lane und an der Hosier Lane. Eine kleine Attraktion, die selbst Toska aus Berlin begeistert.
Es finden sich auf dem Asphalt gesprayte Zeichen des Protestes gegen die Klimapolitik Australiens, die zwar nicht aus dem Pariser Abkommen ausgestiegen ist, jedoch die dort vereinbarten Ziele nicht einhalten will. Dabei leidet das Land schon jetzt unter dem klimatischen Wandel, zuletzt sichtbar in den noch vor wenigen Wochen gemessenen Temperaturen von bis zu 48°C.
Weiter geht es mit der alten Ring-Bahn No.35 einmal um die halbe Innenstadt. Sightseeing zum Nulltarif, denn die Public-Transportation im Zentrum ist kostenfrei.
An der Station Parliament springen wir ab und schlendern durch das Viertel Fitzroy mit seinen alten Häusern – wobei hier verglichen mit unseren europäischen Städten, nichts so wirklich alt-alt ist, vorbei an den Galerien und kleinen Cafés. Spontan besuchen wir die Alcaston Gallery mit indigener Kunst. Hätten wir doch nur Bruce Chatwin’s „Traumpfade“ eingepackt.
Anschließend lockt das kleine witzige Café Sonido in der Gertrude Street nahe dem Melbourne Museum, das unser eigentliches Ziel ist. Herrlich, sich so treiben zu lassen, ein Ginger Beer (kein Alkohol), eine Limo ,und wir versuchen damit klar zu kommen, dass wir in Australien und im Sommer gelandet sind.
Dann sind wir auch schon vor dem Melbourne Museum und neugierig auf die vielfach ausgezeichnete „First People“ Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Aboriginal Community entstand. Der Mantel mit den Zeichnungen und Stickereien hat es mit angetan, eine Landkarte des Inneren und, wie es im o-Ton dazu heißt: Trägt man ihn, so ist man ein anderer. – Er hat meine Seele berührt. – Toska faszinieren der Schmuck, die Boote und die bemalten Segel aus Papua Neuguinea… Aber die Zeit drängt, wir können dieser Ausstellung nicht gerecht werden, zu viel gibt es zu lesen, zu hören, zu betrachten.
Schon ist es über Mittag hinaus. Unser nächstes Ziel ist der Queen Victoria Market mit seinen Früchten, Delikatessen, Fisch und Fleisch. Wir haben Hunger. Merkwürdig, trotz der wenigen Stunden Schlaf, stellt sich noch keine Müdigkeit ein, nur heiß wird es, richtig heiß. Die Temperatur klettern gefühlt Richtung 40°C. Trinken, trinken, trinken, am besten frische Milch aus der Kokosnuss.
Die Zeit tickt runter, wir müssen uns orientieren, damit der Bus nicht ohne uns vom Hotel an die Pier zur Europa fährt. Eilig führt uns der Weg durch Chinatown, schade, zu wenig Zeit, um hier zu naschen, zu stöbern. Wann wir wohl wieder nach Melbourne kommen werden, mit mehr Zeit und mehr Muße, den Spirit dieser schönen Stadt zu atmen.
Kurz nach 15.00 Uhr sitzen wir mit den Musikern, Referenten, Fachleuten und Künstlern, die zum neuen Team auf der Reise gehören, im Bus zum Cruise Terminal. Da liegt sie schon, die Schöne, unser Zuhause für die nächsten vier Wochen. Zierlich und elegant sieht sie aus hinter der fetten „Spirit of Tasmania“, die ein wenig die Sicht verdeckt.
Check-in Kontrolle und schon gehen wir an Bord, empfangen von der spalierstehenden Crew. Kein Foto, aber eines der schönsten Momente bislang. Schick sehen sie aus in ihren dunklen Uniformen mit den goldenen Streifen und diesem Lächeln, das so innig verspricht, uns in den nächsten Wochen jeden Wunsch zu erfüllen. Dann unsere Suite mit Veranda, der Champagner, der bereit steht, der Empfang in der Lobby. Womit wir das verdient haben? Keine Ahnung!
Bevor wir auslaufen, gibt es noch die obligatorische Seenotrettungs-Übung mit angelegter Schwimmweste am verabredeten Sammelpunkt. Unser Kodiak ist die No.3. Fühlt sich sicher an und nicht wie auf der Titanic, wo es zu wenig Rettungs-Boote für alle Passiere gab. Leinen los!
19.00 Uhr, das Get-to-gether der Künstler mit kurzer Vorstellung. Irre, wer alles dabei ist: drei Mediziner mit dem Schwerpunkt Rücken für „Body and Soul“, das ganze Orchester für den Wiener Opernball, zwei junge Jazz-Komponisten, eine Biologin zum Thema Flora und Fauna, zwei kulinarische Expertinnen aus Wien, der Hobby-Anthropologe zu Papua Neuguinea, der später mit uns am Tisch zu Abend isst und von seinen gefährlichen Abenteuern erzählt. Und wir dazwischen als Fashionistas. Schon eine ambitionierte hochkarätige Runde. Der Abend klingt aus mit einem Dinner auf dem Lido Deck bei untergehenden Sonne. Mehr geht nicht! Ich bin hundemüde.
Dress-Code am Tag 3: Toska trägt eine Vintage Yves Saint Laurent Bluse und den blauen Wickelrock von Roma e Toska. Nur noch in Größe M (€459) oder in lila, XS, S, M, L. Ich trage eine Vintage Yves Saint Laurent Marlene Hose und die weiße Matrosen-Bluse von Roma e Toska (€ 298,00), dazu die weißen Halbschuhe von Taglia Scarpe mit Fellpuschel. Angenehm trotz der Temperaturen.
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