Damit es keine Verwirrung gibt, denn wie ich hörte, haben schon einige LeserInnen irritiert per GPS die MS Europa vor, in und hinter Hongkong gesucht mit der Frage: Ist sie da noch drauf oder nicht? Nein, ist sie nicht! Toska und ich sind am Sonntag Abend in den Flieger nach Frankfurt und weiter nach Hamburg gestiegen. Aber es fehlen noch zwei Einträge im Bordtagebuch, die erzählt werden wollen: Tag 28, Samstag, den 23. März. Seetag. Vieles ist ein letztes Mal und manches dazwischen auch ein „Muss-ich-unbedingt-noch-machen“.
So der Frühsport morgens über dem Pool-Deck mit Prof. Dr. Klaus Steinbach, dem Olympia-Silbermedaillen Gewinner von 1972. Beinahe jeden Tag saß ich dort oben ab 7.00 Uhr mit meinem Laptop, um meine Beiträge zu schreiben, während Klaus und seine Anhängerschaft um mich herum walkten, hüpften, ihre Muskel dehnten. „Ich soll aufhören mit meiner Parallelwelt und endlich mitmachen“, so der sympathische Sportmediziner mit seiner tiefen Stimme. Das Versprechen habe ich ihm gegeben und nun stehe ich hier als „Neuling“ nach fast einem Monat und mache meine Späßchen.
Klar bin ich fit, „natursportlich“ könnte man es nennen. Ich überhole mal links, mal rechts, lasse mir eine kleines Feintuning für die Armtechnik geben, hüpfe wie ein australisches Känguru, das ich nicht zu Gesicht bekommen habe, schleiche rückwärts, trabe vorwärts … Immer einmal rundherum ums Deck, 180 m Distanz.
Nach einer halben Stunde werde ich von ihm frech als „Rotbäcken“ beschrieben, nach weiteren 15 min. verstumme ich zunehmend. Darauf haben doch nur die anderen Damen und Herren gewartet, die ich vorher noch als „Schummler“ bezeichnete. Klaus, bitte eine Sänfte, die mich in die Suite zur Dusche trägt.
Selbstverständlich stehe ich auch am Morgen danach (Tag 29) wieder oben an Deck 8. Es hat in der Nacht kräftig gestürmt und tut es immer noch. Die MS Europa taucht in die Wellen und hebt sich wieder heraus, rollt nach Backbord und rollt nach Steuerbord.
Klaus Steinbach dreht seine Runden fast allein und ich laufe ihm breitbeinig wie ein echter Seemann hinterher. In der Ferne am Horizont die Bohrinseln im Chinesischen Meer. Herrlich, befreiend, laut brülle ich die Seemannslieder heraus, die Kapitän Olaf Hartmann mit seiner Crew gestern in der Europa Lounge gesungen hat. „Das ist die Freiheit der Matrosen …“ (überhaupt nicht kitschig, sondern mitreißend fröhlich)
Ich fühle diese Freiheit oder sollte ich es „Befreiung“ nennen. Und so wird ganz unerwartet diese kleine Sportrunde an Deck zu einem weiteren Highlight in meinem Bordtagebuch, neben Sydney, Regenwald, den einsamen Inseln, Papua-Neuguinea, Wiener Opernball, Äquatortaufe, Barbecue … und all den neuen Freunden auf dem Schiff, von denen wir uns in den nächsten Stunden verabschieden müssen.
Die vierte und letzte Gala steht an mit der Heavens Club Bordband und dem Chor der MS Europa. Toska trägt das korallrote Kleid aus der Diamonds Kollektion (nur noch wenige Modelle auf Sylt), dazu die schwarze Coco Jacke (limited), Waterscape Tuch und Elbsegler Mütze (mit Waterscape Futter).
Ich schlüpfe in das geliebte lange schwarze Vintage Kleid von Calvin Klein, das einstmals Angelica Blechschmidt gehörte (Vogue Chefredakteurin, gekauft bei Secondella Hamburg). Dazu ein üppiger Schmuck-Mix aus Chanel Perlenkette, Muschel-Bändern, Yves Saint Laurent Metall Kreuz. An den Füßen die Highheel Sandalen von Taglia Scarpe, die mich schon so manch einen Abend über das Parkett der Luxus Yacht getragen haben.
Als dann kurz vor Mitternacht das Trompeten Solo erklingt und wir alle andächtig lauschen, da wären mir wirklich fast die Tränen gekommen. Typisch ich, die Sentimental-Nudel. Toska nimmt mich in den Arm. Wir hatten einfach eine tolle Zeit. Und dann wartet da noch die Einfahrt nach Hongkong auf uns als krönender Abschluss, morgen Tag 29, Sonntag, den 24. März 2019. Es kündigt sich eine stürmische Nacht an.
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