Es ist wieder soweit für den obligatorischen Adventskalender. Ihr erinnert Euch an den aus der Kindheit mit den bunten Bildern, später dann mit Schokolade gefüllt, an die Socken und Säckchen mit kleinen Geschenken … Toska sagte gestern trocken am Telefon: „Wir hatten immer einen ganz Besonderen, der aber nur halb gefüllt war.“ – Da ist mir wohl die Puste ausgegangen. 24 Tage! Während des Corona-Lockdowns schickte ich meinen beiden Töchtern jeden Tag per Post einen Kalender-Brief nach Paris und nach Toulouse. – Weiß noch nicht, was es diesmal wird.

Auf jeden Fall gibt es einen Blog-Adentskalender mit täglich einer Geschichte und einem Geschenk. Es beginnt mit einem großen Karton, in dem sich der Weihnachtsbaum befindet oder der „Keinachtsbaum“, wie ihn der Erfinder nennt, ausgezeichnet mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023. Seinetwegen bin ich in Hamburg geblieben, denn sein Aufbau erfordert eventuell etwas Geduld, Gespür und Humor, wenn es nicht gleich klappt … Also: Überraschung (2.12.2022).

Gestern Nachmittag erhalte ich per sms die Nachricht, dass das 25kg Paket nicht in der Poolstrasse 30, sondern bei der Poststation ca. 350 mts. entfernt abgegeben wurde. Freundlich beklage ich mich bei der „Ausgabestellen-Chefin“, nennen wir sie mal so. Die Dame in leichtem Lotterlook explodiert von Null auf Hundert. Wenn sie für jede Antwort auf eine schusselige Frage „warum nicht zugestellt“ einen Euro bekäme, bräuchte sie hier nicht zu arbeiten. Ich überlege, ob ich ihr nun einen Euro Trinkgeld zustecken soll. Sie ist nicht zu beruhigen. Als sie die beiden großen schwarzen „bösen“ Hunde sieht ist der Komplettausraster nicht weit. Wortlos stemme ich das XXL Paket hoch, eine Herausforderung. – Zwischenstation nach 100 Metern bei Ralf Krüger, der seine neue Ausstellung vorbereitet. Mitleidig schaut er mich an, er hätte weder Sackkarre noch Zeit. Frau schafft das allein!

Nächster Pit-Stop beim Kiosk ca. 75 Meter weiter. Meine Arme sind um gute zehn Zentimeter ausgeleiert, mein Körper gebeugt, leichte Verspannung im Nacken. Ich atme hörbar ein und aus. Jemand kommt aus dem Laden, fragt, ob ich rein will. Nein, verschnaube nur kurz, nicke dabei Richtung Paket. Er nickt ebenfalls, verstanden! Nichts verstanden. Ich habe noch endlose 170 Meter vor mir bis ich endlich bei Roma e Toska bin.

Geschafft! Hier soll er nun stehen, der Weihnachtsbaum, der keiner ist und doch einer ist (Fortsetzung folgt). Hinter das Türchen No.1 packe ich ein wenig Nachsicht, mehr Freundlichkeit untereinander, fantasievolle Gedanken zur Nachhaltigkeit und eine kuschelige Weste, von der es nur noch eine gibt.