Als Schreiberin dieses Beitrages erlaube ich mir, 9.000 Jahre kurz zurückzustellen, um mit meinem Traum von einem riesigen Bett samt unendlich vielen Kissen zu beginnen. Ich öffne des Adentskalender-Türchen No. 3 und sehe eine palastartige Szenerie, die Wände mit Seidenornamenten bespannt, persische Teppiche, Bilder und chinesische Vasen, ein Leoparden-Pärchen vor dem Kamin liegend und mitten drin das Nachtlager mit buntbestickten Kissen … in denen ich versinke für die nächsten 24 Stunden…
Kristen Dunst in: „Marie-Antoinette“ von Sofia Coppola, 2006
Hier könnte der Beitrag enden, die Autorin schläft. Aber nein, sie erzählt und denkt an 1001 Nacht, die Harem-Darstellungen der Kunst oder an das Römische Reich, in dem die ersten weichen Kissen erfunden wurden.
Eugène Delacroix, Harem Woman.
Vorher schlief man, heißt, die die es sich leisten konnten, auf wiegenartig geformten Steinen (vor 9000 Jahren in Mesopotamien) oder aus Elfenbein und Holz geschnitzten Kopfstützen (Ägypten), auf edlen Objekten aus Jade und Bronze (China). Unser Haupt, Sitz des spirituellen Lebens, sollte geschützt sein, erhaben liegen, der Mund möglichst geschlossen, damit keine Ungeziefer während des Schlafens eindringen konnten.
Codex Manesse ca. 1300 bis 1340
Das Mittelalter, das ich im Gegensatz zu vielen anderen, immer schätzte als Epoche der edlen Ritter und der „Frouve“, die man erobern musste, kannte das Kissen nur für die Adligen. Das Volk schlief auf Stroh. Es war feucht und düster, Kissen gammelten zu schnell und waren eine Brutstätte des Ungeziefers. Erst mit dem 17./18. Jahrhunderts begann die Blüte der weichen, bestickten und gewebten Kissen.
Ausschnitt aus „Olympia“ von Edouard Manet, 1863
Wenn ich schon mal gelebt haben sollte, dann würde ich mich dorthin verorten. Wäre eine zweite Scheherazade, nur im Frankreich des Rokoko. Schriebe Briefe bis der nächste Liebhaber an der Tür klopft und wir zwischen Kissen enden. (Nun ja, darf man doch träumen, so in der düsteren Vorweihnachtszeit).
Das Türchen No.3 öffnet sich für eine Fabelwelt aus Stoffen. Heute zeigen wir die Kissen von Ardmore aus Südafrika, dazu gibt es den Syrah Rotwein, der an Frankreich denken lässt und mit dem man sich in die Wärme der Kap-Region sehnt, dazu Kerzen, Tannenbaum und Gespräche. 12 – 19 Uhr, Poolstrasse 30 in Hamburg-Neustadt. Bis gleich!
Schreibe einen Kommentar