Auf Konsum wollen wir alle nicht verzichten und sollten wir auch nicht. Aber die Zeit verlangt, unser Shopping-Verhalten neu zu befragen. Nachhaltiges Kaufen heißt weniger kaufen, die richtigen Dinge erwerben, auf alles andere verzichten, so wie von mir und vielen Vordenker:innen schon lange gefordert: “Degrowth” und “Suffizienz”. Weniger ist mehr!

Wie sagte letztens eine Kundin zu mir: Wenn etwas kommt, muss etwas anderes gehen … Sie bezog sich auf ihren Kleiderschrank. Das ist nicht immer durchzuhalten, vieles sind Lieblingsstücke, aber die Haltung dahinter ist gut.

Der Modekonsum hat sich von 2000 bis 2015 verdoppelt. Wir Menschen in der Europäischen Union erwerben durchschnittlich pro Jahr 26 Kilo Kleidung und entsorgen lediglich 11 Kilo davon (aus: Dt. Vogue, Okt. 2022). In den meisten Fällen handelt es sich um Fast Fashion Teile, die sich eh nach der ersten oder spätestens zweiten Wäsche erledigt haben.

Es gibt viele Möglichkeiten für Nachhaltigkeit in der Mode: Die Überproduktion runterfahren, die schnellen Zyklen von Trendware abschaffen, langlebigere Produkte schaffen, reparieren statt wegwerfen …

Der außergewöhnliche Bouclé Stoff meiner Hose stammt aus einem Überhang einer exklusiven französischen Manufaktur. Wir verwerten ihn im Einzelzuschnitt zu einer Kleinserie mit Unikat-Charakter (€ 498). Die Gummistiefel aus Naturkatschuk trage ich schon viele Saisonen.

Und dann kommt etwas relativ Aktuelles ins Spiel: die Zirkel-Wirtschaft von neu, gebraucht, vintage, die viele Luxus-Labels mittlerweile zu einem zweiten Unternehmensmodell etabliert haben. Sie nehmen getragene Modelle ihrer Marke zurück und verkaufen sie als Secondhand weiter. So machen wir es auch.

Die Bluse, die ich trage, stammt aus der Edition “Arabeske und der persische Garten” (Herbst-Winter 2017/18). Eine Kundin brachte sie kürzlich zurück und meinte, sie gefalle ihr nicht. Dafür erhielt sie einen Gutschein und kaufte sich umgehend bei uns etwas Neues. Das Teil ist nun meins, es fehlte in meiner Sammlung.

Ähnlich ist es mit dem Rock, den ich trage. Auch er war ein ungeliebter Einkauf von jemandem und freut sich auf eine neue Liebe. Nicht getragen. Die Besitzerin erhielt ein Guthaben, und Ihr könnt ihn zu einem reduzierten Preis erwerben (Grün-Bouclé Rock, Größe S, statt € 498 nun € 398).

“Degrowth” ist kein Verzicht, ganz im Gegenteil, es ist ein Gewinn für alle Seiten. Es hält uns kreativ und innovativ, und verschafft Euch die nächsten Lieblingsteile. Ich weiß schon von einer heimlichen Wunschliste aus ehemaligen Editionen.

Dagegen sind Kleider-Ausleih-Modelle, wie sie ebenfalls propagiert werden, nicht mein Ding. Mir fehlt dazu die Logistik, und gleichzeitig möchte ich etwas besitzen und sammeln, das mich begleitet, an das sich meine Erinnerungen heften. (PS: SDG No.12: Responsable consumption and production)