In meiner Familie gibt es wunderbare Köche, allen voran mein Mann, dann auf der kulinarischen Überholspur meine Tochter Roma (28) und selbst Toska (25) in Paris kann besser kochen als ich. Nicht schwierig, dabei habe ich in einem früheren Leben sogar Kochserien produziert und die Texte dazu verfasst. Es gab dafür internationalen Preise und Auszeichnungen, das Wissen dazu wollte nie in meinem Kopf bleiben.

Nun bin allein zu Haus, man könnte sogar sagen, allein auf der Insel, wenigstens fühlt es sich so an. Gegenüber im Dorfkrug hört man Musik, aber es sind keine Vereinsamten bei Wein und Essen mehr zu identifizieren. Ich bin also auf mich gestellt, es gibt “Bohnen à la Bridget”. Man erinnere sich an alte Western Filme, an Bonanza, an Winnetou oder an John Wayne am Lagerfeuer. Die Helden stocherten mit der Gabel in ihrer Schale und aßen wortkarg … selbstgemachten Bohneneintopf.

Gourmets und heimische Sterneköche können jetzt wegklicken. Was nun kommt ist reines “Survival-Menue”. Die Zutaten: Butter, 1 Zwiebel, Kichererbsen (sind das Bohnen?), 1 Dose Thunfisch (hatte John Wayne nicht). Später wird sich noch herausstellen, dass 2 Löffel Creme Fraiche, 1 Prise getrockneter Schnittlauch, Salz und Pfeffer sowie ein versteinertes Brötchen dazukommen.

In einer Kasserolle (frz.: Topf mit Stiel) ein wenig Butter erhitzen und darin die kleingeschnittenen Zwiebelstückchen goldig braun anbraten. Dann die Kichererbsen, habe mich schlau gemacht, sie sind eine antike Art der Hülsenfrüchte, mit der Flüssigkeit in den Topf kippen und verrühren. Auf mittlere Hitze stellen.

Zwei Teelöffel Creme Fraiche hinzu. Habe ich noch in der hintersten Ecke im Kühlschrank entdeckt. Finde mich genial, was den ungeübten Kochvorgang beflügelt. Warum nicht auch noch ein wenig Brotkrümel hineinstreuen?! Könnte das schlichte Gericht raffiniert beleben.

In einem Beutel finde ich eine Brötchenversteinerung aus dem Paläolithikum (kenne mich aus), das sich selbst mit dem Beil nicht zerstückeln lässt. Die Laubsäge ist in dem Schuppen hinter dem Haus. Es ist dunkel draußen. Aber wer “survival” kocht, der kann auch “survival” zubereiten.

Mit Schraubzwinge ist das in die Jahre gekommene Brot fixiert und kann ohne Finger-ab-Gefahr geschnitten werden. Die Krümel streue ich über die Kichererbsen und amüsiere mich köstlich. Später erhalte ich unzählige Kochgerät-Angebote per e-mail. Das Internet hört selbst in meiner XXS Küche mit.

Noch eine handvoll getrockneten Schnittlauch über das Ganze streuen und schon kann man an das stillvolle Servieren denken. Das ist genauso wichtig wie die Zubereitung, egal, ob es nun ein Essen im Kreis der Familie ist, mit Freunden oder wie in meinem Fall – tuto solo – auf der einsamen Insel.

Geschickt wie Jamie Oliver stapele ich mit der Gabel den Thunfisch als kleines Häufchen in die Mitte der Kichererbsen. Wer den Fisch einfach nur so draufklatscht bekommt Abzüge in der B-Note und vergißt gänzlich: auch das Auge isst mit. Dazu finde ich noch zwischen Konfitüre und sonstigen Dosen eine Tüte mit getrockneten Tomaten. Sie sind das farblich-aromatische I-Tüpfelchen. Bon Appetit!

Meine Lektüre zum Bohneneintopf und einem Glas Wein könnte nicht passender sein: “Essen ist fertig!” (Süddt. Zeitung, 19./20. November 2022). Es geht um die Menschheitsgeschichte des Essens: “Eine Familie, die nicht zusammen isst, ist keine Familie”, so die Psychotherapeuten und Wissenschaftler. Sie haben es an mehr als 29.000 Probanten studiert. Zusammen essen ist gesund!

Ich esse jetzt zwar allein, aber die gemeinsamen Mahlzeiten waren bei uns immer ganz wichtig, morgens das Frühstück im Bett vor der Schule, abends an dem langen Tisch, oft noch mit Gästen dazu. Wir haben es genossen, die Kinder haben Manieren gelernt, ihre Persönlichkeit in der Familie entwickelt, wir haben Konflikte miteinander besprochen, unsere schönsten Erinnerungswerte geschaffen … – Meine Empfehlung für dieses Wochenende.