Wahrscheinlich hat es jeder schon gelesen: Explosion im Hafen von Beirut. Über 100 Tote, mehr als 4.000 Verletzte, über 300.000 haben ihre Arbeitsstätte oder Wohnung verloren. Der Grund waren 2.700 Tonnen hochgefährliche Ammonium Nitrate, die fahrlässig über Jahre in einem Schiff lagerten. Spiegel Online berichtete am 4. August 2020.

Einen Tag später wurde die Nachricht persönlich, denn ich erhielt die Information von einer langjährigen Bekannten, ich nenne sie „Freundin“, denn wir haben so besondere Momente geteilt, das gleiche Kostüm von Tamara di Lempicka auf der Art Basel, mein Porträt in ihrer Galerie, sie trägt Roma e Toska: Andree Sfeir-Semmler. Ihre Galerie in Beirut befindet sich in absoluter Hafen-Nähe. „We only have material damage to report, and our team is safe and sound.“ – Ich bin erleichtert.

Auch wenn wir es gerade nicht mehr wahrhaben wollen, aber wir sind auf das Engste mit der Welt vernetzt und verbunden. In meinem Regal hier im Kapitänshaus in Kampen liegen die Armreifen einer kleinen Manufaktur in Beirut, die immer in Paris ihre Couture-Objekte ausstellte. Ob es sie wohl auch getroffen hat? Wie überhaupt die Fashion Industry dort betroffen ist.

Abb: Aus „Business of Fashion“, 7.8.2020

Wenn wir die beschauliche Idylle leben, dürfen wir die Ferne nicht vergessen. Es gibt eine Geschichte aus dem Krieg, die mir dazu einfällt: Während uns die Zehen abfroren in Russland, liefen die Jungs in Australien Wasser-Ski. (Hans-Joachim Kulenkampff)

Andree ist eine Kämpferin, sie wird renovieren und umgehend wieder eröffnen. Andere sind frustriert und wissen nicht, ob es sich überhaupt noch lohnt. Es lohnt sich! Ich werde jetzt mit größerer Aufmerksamkeit auf Designer wie Elie Saab aus dem Libanon schauen. Es ist nicht meine kreative Welt, aber wir brauchen die Vielfalt, die unterschiedliche Handschrift der alten Kulturen.