Der neue Trend unter den kleinen Labels: anders sein! Es ist langweilig geworden, immer die glatte Fassade zu zeigen, glossy, geschönt, manipuliert und vor allem (!) austauschbar. So eine veränderte Haltung bedingt eine Fotografie der Zufälligkeit, in der Platz geschaffen wird für Alltagsmomente und Alltagshässlichkeit, wenn es so etwas überhaupt gibt (gibt es).

Abb: Business of Fashion, 28.9.2020

Diesen Trend habe ich allerdings geflissentlich übersehen… Bis heute Morgen früh am Strand. Alles war entsprechend vorbereitet: der wunderschöne „Lightning Soon“ Tütü Rock, der Baby-Kamelhaar Pullover von Cristaseya, Gürtel, Schal und wie selbstverständlich nachlässig daneben die Ugg Boots für die warmen Füße nach dem Bad im Meer. Samy hält Wache, während das Top-Model durch die Wellen taucht für den richtigen Wet-Hair-Look.

Die Temperaturen sind weit entfernt von angenehm, sowohl beim Tauchen wie auch beim Umkleiden und Model spielen. Die Freundin, die sich zur It-Girl Fotografin erklärt, findet, es sei ein „Scheiß Outfit“. Jedes Teil für sich gut, aber zusammen sähe ich aus wie eine verwahrloste Ur-Wikingerin am Strand. Wunderbar, das hebt das Gefühl von „schön“.

Gekonnt raffe ich den Rock, lass die Wellen meine Beine umspülen und sehe die Fotostory schon vor mir. Weit gefehlt, jedes (!), ich übertreibe nicht, jedes (!) Foto daneben, die Waden zu dick, die Haare im Gesicht. Gesamterscheinung: max. 1,54 groß bei gleichem Volumen wie mit 1,65.

Der Horizont lässt uns erneut glauben, die Erde sei eine Scheibe und der Ozean würde gerade ins Universum ausgekippt. Einzig Samy macht noch eine gute Figur als neutraler, wenngleich verwunderter Beobachter der Szenerie. Wanderer gehen vorbei und grinsen. Ist das gut? Wer weiß.

Aber darum geht es nicht, natürlich ist es gut, im Sinne von anders und authentisch. Purely Bridget, und endlich mal nicht diese geglätteten Hübsch-Fotos. (Darüber hätte sie sich schon ewig gelangweilt, so die Freundin, sie meint mich. That’s what friends are for!) Die besten Bilder in dem neuen Verständnis von Ästhetik habe ich allerdings vor Schreck gleich gelöscht.

Fakt bleibt: Kein Foto kann festhalten, wie schön dieses Outfit und jedes Teil für sich ist: smashing good!