Am Sonntag, den 30. März 2025 ist Finissage der Ausstellung „Kimonos“ von Nele Budelmann. Ein paar Teile habe ich für diese Tage mit nach Sylt genommen, dazu gehört auch der große Kragen mit Löffeln und Stickereien. Ich drapiere ihn über der Cashmere-Fell Jacke von Loro Piana, der weißen Bluse und dem Vintage Rock von Yves Saint Laurent.
Nele Budelmann, Kimonokragen mit Silberlöffel, Perlen, Steinen, Malerei und Stickerei auf Leinen (€ 2.400)
Vorwitzig möchte selbst die wattierte Handytasche von Moncler mitspielen, die Blumen, der Spiegel, Leuchter, Bücher… Ganz schon laut um das Kragen-Objekt herum. Aber ich mag es manchmal genau so, die Provokation darin gefällt mir. In einem musealen Kontext kann sich alles behaupten, was gut ist, aber hier muss es schon außergewöhnlich sein, um das eigene Mysterium zu bewahren.
Genüsslich begebe ich mich auf Spurensuche. Da sind die gemalten und gestickten Punkte als gehörten sie zu einer imaginären Landkarte. Meine Finger lasse ich über die Stickereien an den Ränder gleiten. Ich untersuche die Büroklammer, wie sie die Lagen zusammenhält mit einer Selbstverständlichkeit, als gehöre sie nicht sonst zwischen Stapeln von Papier.
Weiter oben studiere ich die Zeichnungen aus Garn und grob gezogenen malerischen Linien. Eine Teekanne, ein Fisch, der etwas Embryonales besitzt als würde er von Evolution erzählen oder vielleicht von Höhlenmalereien in der Wüste. Was ist abendländisch, was gehört in den Orient? Alles entzieht sich der eindeutigen Zuordnung.
An verschiedenen Stellen befinden sich aufgenähte Löffel, eines der ältesten Esswerkzeuge. Schon in frühsteinzeitlichen Ausgrabungen fand man den Löffel, der aus Stiel und der Laffe (Lippe) besteht, der Hand nachgeformt. Warum es der Löffel ist, geht mir nicht in den den Sinn, er sieht so weiblich aus. Im Französischen ist es folgerichtig la cuillère.
Die Löffel auf dem Kimono-Kragen gehörten einst zu umfangreichen silbernen Bestecken, verziert und gesammelt, um den Tisch zu schmücken. Sie zeugen von bürgerlichem Stolz und Besitz.
Als die Russen nach dem Warschauer Aufstand 1944 den Onkel meines Mannes, Fürst Radziwill, und seine Familie nach Sibirien deportierten, gelang es ihm in letzter Minute einen Silberlöffel einzustecken. Er wurde zum Zeichen von Stand und vornehmer Haltung, während alle anderen mit der Hand essen mussten. Auch so eine Geschichte.
Mit eiligen Stichen sind Löffel auf dem Leinen fixiert, die Fäden kringel sich herab und schaffen ihre eigenen Spuren. Der Löffel kann nicht abgegeben werden, er ist ein fester Bestandteil des Kragens geworden. Kleine Objekte wie Perlen oder Steine addieren sich dazu wie „Opferbeigaben“.
Und dann sind da noch die metallenen Kugeln mit farbigen Garnen appliziert. Sie wirken wie die Schellen des Narren oder der Närrin, die nun verstummt zu Traumpfaden angeordnet sind.
Während ich schreibe, drehe ich ab und an herum, um mich zu vergewissern, dass es richtig ist, was ich so assoziiere. Und dann scheint das Kragen-Gebilde mir zuzunicken: Mach ruhig, bis der oder die Nächste kommt, die sich ihren eigenen Reim darauf macht.
Finissage Nele Budelmann „Kimonos“ Sonntag, den 30. März 2025, ab ca. 11:30 Uhr. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de
-
Fifties Tütü, Chocolate Multi
€698,00 inkl. Mwst. -
SMOKING BLUSE PLISSEE, WEISS
€459,00 inkl. Mwst.
Schreibe einen Kommentar