Die eine mit Auszeichnung promoviert, die andere mit 1,1 Abitur und beide als Volldeppen auf der Suche nach der Psychologischen Fakultät der Humboldt Universität Berlin. So geschehen gestern, ich als Begleitung und Trage-Sherpa meiner 18-jährigen Tochter und Toska als angehende Studentin mit Beratungsbedarf. Erst falsche S-Bahnstation, dann 12 FAHRminuten als GEHminuten gelesen. Zwischendurch musste ich noch die beschauliche Rudower Kleinbürger-Idylle fotografieren: „Wettkrähen, Sonntag 10.00 Uhr“, „Curry Hütte“ rechts rein, Kakteen hinter Gardinen, Kleinkunst vor der Tür.

Wettkrähen

 

Rudow Kleinbürger Idylle

Nach einer Stunden strammen Gehens habe ich panisch den Daumen gestreckt und wir per Anhalter zur Studienberatung, laufend hätten wir die Sprechstunde nicht mehr geschafft. Haus 2, 5. Stock „Künstliche Intelligenz“, hier wären wir richtig, – nein, doch eher den 2. Stock für Studienanwärter … Scheint, als könnten 1,1 Abitur eng werden, aber trotzdem versuchen. Die Fakultät sucht sich unter knapp 5.000 Bewerbern die 98 Eins-Komma-Null-Rosinen raus. Ach, wie war das damals nur entspannt, Berater und ich als Rechtzeitig-Geborene lächeln sich sympathisch an. Nach freundlichen 30 Minuten sind wir wieder vor der Tür. Berlin, wir kommen und denken über Plan-B nach. Gefühlte 35°C und 99% Luftfeuchtigkeit, das Leben als Mutter-Sherpa ist hart, aber jetzt übernehme ich: Bikini Haus, Monkey Bar, Soho Haus …

Monkey Bar

Pic: Monkey Bar, Berlin

Dazwischen noch schnell „Der Mönch ist zurück“, das frisch restaurierte Bild von Caspar David Friedrich „Der Mönch am Meer“ in der Alten Nationalgalerie anschauen. Wunderschön!

Der Mönch ist zurück

Weiter zur Philosophischen Fakultät der Humboldt Unter den Linden. Hier ist der Numerus Clausus nur bei 1,4 (das ist doch mal eine Ansage) und Hörsäle atmen den Geist von Einstein &Co. Vor den Toren der Gelehrsamkeit versagen jedoch die Füße.

Ritschka Berlin

Wir besteigen die Ritschka, um uns in den neuen Concept Store Tempel im Soho Haus schaukeln zu lassen. Enttäuschender Laden, auch wenn die Fashion Welt jubelt und die Fashion-Nerds lässig an den Tischen mit Latte Macchiato und I-Book sitzen. Das Gezeigte ist mainstream, die Deko atmet den Jahrtausend-Wende-Geist von „Wallpaper“ Magazinen. Toska hat es auf den Punkt gebracht. Ab in die Gässchen rechts und links der Alten Schönhauser Strasse, um am Ende mit Roma (21, studiert Philosophie an der Potsdamer Uni) und Freund bei Monsieur Voung zu Abend zu essen, sich totzulachen und NC mit EC zu verwechseln …

Monsieur Voung

Auch wenn Blasen an den Füssen, was war es doch für eine herrliche Mutter-Tochter-Auszeit in der großen aufregenden Landeshauptstadt. Wenn nix mehr geht, dann fang ich auch wieder an zu studieren mit der unendlichen Freiheit des Denkens und Lernens, – der flirtige Studienberater würde mich sofort nehmen.