Der Countdown für das Buch läuft. Heute Mittag kommt der Verleger Dr. Josef Kleinheinrich aus Münster angebraust. In seinem Kofferraum die ersten 100 Exemplare. Allein, wenn ich diese Zeile schreibe, geht mein Puls schon etwas höher. Morgen dann der IT’S A DIENSTAG mit der Vorstellung, den zahlreichen Geschichten, die sich um den Entstehungsprozess ranken, sowie unseren kleinen Lese-Auszügen aus dem Childhood Buch.

Schon ist mein Adrenalin-Spiegel deutlich erhöht, brechen erste Anzeichen von Panik aus, denn ich kann nicht vorlesen! Hier verbirgt sich ein Kindheitstrauma. Als Linkshänderin gehörte ich zu den Letzten, die umerzogen wurden und mit rechts die Buchstaben und Kringel malen mussten. Es war schlimm! Lange konnte ich nicht gut und vor allem nicht richtig schreiben, verdrehte Konsonanten und Vokale. Genauso haperte es mit dem Lesen. Ich bekam feuchte Hände, glasige Augen, die Zeilen tanzten und ergaben keinen Sinn mehr.

Dazu die bösen Ermahnungen der Lehrerin, als würde ich es absichtlich nicht machen, dann das Unverständnis der Eltern zu Hause. Ist das Mädchen gar dumm? Tränen machten das Ganze auch nicht besser. Stand das Vorlesen auf dem Schulplan, fühlte ich mich umgehend krank. Bis heute.

Aber zum Glück gibt es ja Isabel Huber, die Sprechtherapeutin, die mit mir in den letzten Wochen ein wenig geübt hat: das Luftholen, das Selbstvertrauen, das meine Stimme meine Stimme bleibt und nicht zu einem piepsigen Mäusequietschen mutiert. Das Zischen, das Hauchen, das warme Vibrieren der Laute. Platt lag ich sogar mitten im Geschäft und bekam eine Atem-Massage.

Ich werde morgen spontan entscheiden, ob ich mir das Lesen zutraue oder nicht, endlich mein Kleines-Mädchen-Trauma besiege. Christine und ich schmunzeln schon. Es könnte durchaus passieren, dass ich vor Begeisterung plötzlich das ganze Buch vorlese, nicht mehr stoppen kann. Selbst wenn alle schon aufgestanden sind, sitze ich noch da und lese und lese und lese, weil es so schön ist, sich selbst zu überwinden, dem eigenen Klang zu lauschen, wenn ich meine Hänsel und Gretel Geschichte oder den Muttertagsbrief lese. Wartet es ab!

Im Adventskalender befindet sich heute etwas ganz Wichtiges: Das Zutrauten in die eigenen Fähigkeiten und die Gewissheit, dass man keine Angst haben muss, sich zu zeigen.

Kommt Ihr? Die Bude wird voll.