Roma als Kochlehrling für französische Cuisine in Toulouse, diesen Snapshot machte ich am Heiligabend, als wir uns per Zoom am Tisch verabredeten. Sie hatte gerade 12 Stunden Schicht hinter sich. Frankreich im Lockdown, das Restaurant mit 6-Gänge-Menue Take Away. Das hatte sie sich auch anders vorgestellt, aber trotzdem sieht sie gutgelaunt aus. Tapfer Römchen, nicht umhauen lassen, es ist, wie es ist.

Und somit komme ich zu meinem vorletzten Kapitel in dieser Jahresrückschau: Family. Eines habe ich 2020 verstanden: Auch wenn wir uns nicht sehen, wenn sich sogar nationale und internationale Landesgrenzen zwischen uns versperren mit Toska in Paris, Roma in Toulouse, der Graf auf der Insel und ich in Hamburg, dann kann man trotzdem eng miteinander verbunden sein.

Es wurden Rezepte ausgetauscht, unzählige Briefe geschrieben, Pakete verschickt und wichtige Entscheidungen am Telefon diskutiert.

Toska las die Philosophen, erhielt extra Unterricht von ihren geliebten Bouquinisten entlang der Seine und fing an zu malen. Roma schrieb an den letzten Seiten der Master Arbeit über “The Will to believe” und startete dann im September ihre Kochausbildung.

Beide haben die Schönheit des Denkens verinnerlicht, und nun kommen Kunst und Küche dazu. Warum nicht, Bildung kann für beides nicht schaden.

Zu gern erinnere mich an die Vorträge von Roma und Hannes über Hannah Arendt und Walter Benjamin. Eine Sternstunde. Es wächst eine neue Generation heran, mit anderen Werten als sie uns früher eingetrichtert wurden.

Das eigene Auto ist nicht wichtig, die Wohnung wird geteilt, und wenn es einen wirklich erwischt mit Covid-19, wie kürzlich Mattes in Berlin-Neukölln, dann wird vor seinem Fenster ein Schaustück gespielt über die “Sehnsucht in Corona Zeiten”, erzählt in vier Akten.

Trotz allem, wir wollen nicht beschönigen, es war auch ein schwieriges Jahr für Roma und Toska, ihre Freunde und all die anderen jungen Menschen, die gerade durchstarten wollten. Ausgebremst!

“Wer weiß, wozu was gut ist?” Lieblingssatz meines Mannes, der sich ebenfalls in 2020 neu erfunden hat mit Fotografie und Ausstellung, mit neuen Gedanken und noch raffinierter Kochvirtuosität.

Wenn jemand glaubt, dass alles beim Alten bleibt, dann sind wir der beste Beweis dafür, dass es stimmt und nicht stimmt. Es hat sich etwas geändert, wir haben uns verändert, aber wir blicken auf etwas zurück, das stabil geblieben ist: Family.

Dabei bleibe ich der schrille Vogel zwischen allen, der versucht, die Fäden in der Hand zu halten. Auch so ein Job für sich!