Heute kalligraphiert Jeannine Platz in der Poolstrasse 30 die Tannenbaumkugeln nach Euren Wünschen (12 –15 Uhr) und gegenüber im Tempel sind die Bilder von Karlotta Freier zu sehen (im Anschluss). 140E 16th Street, New York nannte sie diesen Zyklus von Zeichnungen, die während des Lookdowns dort entstanden. Sie lebte weggeschlossen in einem winzigen Zimmer im Souterrain, kaum Tageslicht, mit Männern davor, die nachts an die Mauer pickelten. Ihre kleinen Traumwelten packe ich hinter mein Adventskalender-Türchen No. 19.

Die Geschichte dazu beginnt für mich etwas ungewöhnlich, Thomas Holthoff fragte mich vorgestern Abend, ob ich kurz oben, die Aussstellung mit hängen könnte. Klar. Ich wusste nicht, dass es sich nur um die Bilderahmen handelte: 13 x 18 cm. Die Künsterin war gerade am Flughafen gelandet. Und wie sehen ihre Arbeiten aus? Keine Antwort.

Wir montierten die Lampen und stellten ein paar Kerzen dazu. Es wirkte wie eine Installation von Christian Boltanski, streng, geheimnisvoll, an den Wänden die Träger von zukünftigen Inhalten.

Nun ist daraus etwas völlig anderes entstanden, nur die Idee, die ist verwandt, denn jedes Bild steht für ein Haus mit einem Leben dahinter. Es sind erdachte, ersehnte und und erträumte Orte.

Das Aquarell mit dem Haus auf dem Steilufer, dazu der Mond, der sich auf der Erde spiegelt, war ihr erstes Bild. Es trägt in sich eine beinahe surreale Verwunderung, wie man sich heimlich aus der Realität stehlen kann, wenn nichts anderes mehr möglich ist in der Stadt, die niemals schläft.

Ein anderes ist das Interieur mit dem Raben, die Lampe aus dem Tempel spiegelt sich darin. Ich kaufe es, da es mich so sehr an Toska erinnert und ihre Zeit in Paris, oben in dem Chambre de Bonne mit dem Blick auf den Eiffelturm. Auch hier nur wenige Quadratmeter, die für einen jungen Menschen reichen mussten, der sonst an Parties und Umarmungen bis früh in den Morgen gewöhnt ist.

Toska malte auch aus ihrem Zimmer über den Dächern von Paris und sah den Frühling von oben, wie er Frühling wurde, 2020.

Karlotta Freier feiert heute ihren dreißigsten Geburtstag. Gratulation an eine sehr außergewöhnliche Frau, das spürt man sofort. Zart und eigenwillig in ihrer Phantasie von Illustration und Kunst.

Es entstand in Central Park, eine Taube hatte sich zu ihr gesetzt und wollte nicht mehr weg.

Zu ihren Auftraggebern gehören The New Yorker, The New York Times, Die Zeit und auch der Spiegel. Sie gab Gastvorträge an der Parsons School auf Design in New York und erhielt 2018 und 2021 den ADC Young Ones Award.

Die Arbeiten kosten € 350 gerahmt. PS: Die Kissen gibt es bei uns in der Poolstrasse 30 (€140 – 160).

Ich wünsche Euch einen schönen 4. Advent mit unzähligen Erinnerung an die kleinen Welten, die uns ausmachen. Freue mich, wenn wir uns nachher sehen.