Heute brauche ich „meine“ Madonna in der Kirche, das kleine große Hauptwerk von Jan van Eyck (um 1330 – 1441), das er 1437 malte. Das Triptychon ist nur 33 cm hoch, die Flügel je 13,5 cm breit, das Mittelbild 27,5 cm, zusammen gerade so weit, um meine Arme leicht zu öffnen und es zu umarmen.

Und genauso habe ich es gemacht, damals in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden als wir eine Privatführung erhielten und sich die Damen mit den Goldknopfjäckchen plaudernd vor mich schoben und „meine“ Madonna verdeckten. Ich hatte mich doch schon im ersten Semester Kunstgeschichte in sie verliebt.

Ungeduldig blieb ich vor der Gruppe stehen, bis ich es nicht mehr aushielt und mich einfach nach vorne drängelte, um sie zu beschützen vor den Blicken der anderen, für die es nur ein Bild war, an dem man vorbeischlendert. Häkchen, gesehen, Jan van Eyck, Altniederländische Malerei.

Wie köstlich die Details, der feine Pinselstrich, der zum verlängerten Auge des Künstlers wird, im stillen Rausch der Sinne: die Falten der Gewänder, die Perlen auf dem Saum und in den Haaren, die spätgotische Architekur im Hintergrund. Der damalige Generaldirektor leistete mir Schützenhilfe. Er verstand nur zu gut, dass man diese Madonna ganz für sich allein braucht, wenigstens für einen Moment.

In meinen Adventskalender No.18 packe ich nichts Geringeres als: Mit ausgebreiteten Armen das Leben feiern, jetzt und ohne Aufschub! Für viele war es in diesem Jahr nicht möglich. Das dürfen wir nicht vergessen. Bleibt gesund!