Es ist der erste Dezember und ich beginne, wie all die Jahre zuvor, mit meinem „Aventskalender“. Diesmal ist er dem Jubiläum von zwanzig Jahre Roma e Toska gewidmet. Aber keine Angst, es geht nicht darum, die unzähligen Geschichten von damals noch einmal zu erzählen. Im Gegenteil, ich versuche ihnen eine Drehung zu geben, damit sie in unsere Zeit hineinpassen. Machen wir also das erste Türchen auf …
Ich wollte in meinem Leben immer möglichst groß denken, mir Dinge vorstellen, die eigentlich ganz unmöglich sind. So mietete ich gleich nach dem Studium ein Loft von 400 Quadratmetern nur für mich allein. Meinem Großvater sagte ich, dass große Ideen auch große Räume bräuchten. Ich irrte, es geht auch ganz winzig: die Kleider für Püppchen.
Um mich herum tobte und pulsierte der Alltag, die Kinder noch klein, wir hatten eine Filmproduktion, ein Haus mit Park rundherum, fünf bis sieben TV-Serien im Jahr. Die Anfänge von Roma e Toska.
Kurz vor dem Abendessen setzte ich mich an den Atelier-Tisch, um für die handbemalte Puppe (12 cm) von Heidi Ott aus der Schweiz ein Outfit zu nähen. Es fühlte sich an, als hätte jemand für mich die Umgebung wegradiert, das Geschrei aus dem Nachbarzimmer, die Emails auf dem Computer, die noch beantwortet werden sollten, die Standuhr, die Richtung sieben Uhr tickte … Alles weg. Es gab nur Püppi, meine gekräuselte Stirn, wie man Röckchen und Mantel zuschneidet, meine Finger neben dem Fuß der Nähmaschine.
Von der Ferne wie durch einen Wattebausch hörte ich ein „Abendessen gleich fertig“. Noch schnell den kleinen Fellbesatz am Kragen, mit ein paar Stichen die Knöpfe andeuten. „Gleich. Gleich.“ Ein Klappern der Teller. Roma huscht vorbei: „Mami, es gibt Essen!“. Ich nicke, der Ärmel ist noch nicht ganz fertig. Toska kommt um die Ecke, ob ich es auch wirklich gehört habe, Essen gleich fertig.
Ich spüre, wie auch in dieser Welt, meiner Märchenwelt, der Puls hochgehen kann. Dann steht Püppi da mit ihren geflochtenen Zöpfen und dem neuen Outfit, das zur Kollektion gehört.
Triumphierend stelle ich sie auf den Esstisch neben die dampfende Schüssel. Geschafft! Und so habe ich mir aus dem Kleinen das Große zurückerobert, mit den plötzlich wieder geduldigen Fingern und der kindlichen Konzentration, das Mäntelchen so zu schneidern, dass es passt und dazu das Tütü …
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