Es gibt nicht viele Fotos von Melle, der Atelier-Chefin. Sie scheut ein wenig das „Rampenlicht“, verkriecht sich gern hinter ihrem Nähtisch. Und doch ist sie gefühlt immer da, bekommt alles mit, lächelt ironisch in sich hinein, machmal auch ein wenig sarkastisch, wenn es ihr zu bunt wird. Ich liebe unsere gemeinsamen Frühstücke am Montagmorgen, das kurze Mittagessen, den knappen humorigen Austausch. Ach, was haben wir schon miteinander gelacht, und was haben wir alles durchgemacht. 10 Jahre Melle! Danke für die Zeit.
Als sie 2014 kam, waren wir noch oben im Loft in Hamburg-Eppendorf. Die Heizung funktionierte nicht, die Fenster waren undicht, Doktor-Schiwago-Atmosphäre in den Räumen. Melle saß in Skihose an der Nähmaschine, am liebsten hätte sie noch Fäustlinge an den Händen gehabt. Die Zukunft sah düster aus. War aber trotzdem nicht unkomisch.
Gerade hatte ich mich vom internationalen Kids-Fashion-Business verabschiedet. Ich glaube, es war die „Journey to the Moon“ Kollektion, an der wir arbeiteten. Geld fehlte an jede Ecke. Wir waren ein eingeschworenes Team, von der ersten Minute an, dazu die Family auf der anderen Seite der Atelierwand.
Anschließend wurde es kurz prächtig mit den herrlichen Räumen in der Milchstrasse 11 und dem Blick auf das Palais von Jil Sander. Ich spuhlte meine Zukunftsvision ab, und meinte nur: „Melle, jetzt bloß nicht schwanger werden!“ Als wäre es heute, sehe ich ihren Rücken, gebeugt über dem Arbeitsplatz, wie er zuckte und zittere. Sie weinte. Schwanger. Natürlich habe ich sie in den Arm genommen, fest gedrückt. Ist doch schön. So kamen Liam und später Lily auf die Welt. „Baby Hope“ habe ich die Kleine genannt, die mitten in Corona hineingeboren wurde.
In der Poolstrasse haben wir uns wiedergefunden nach ihrer Elternzeit. Erneut ein Dreier-Team mit Carmen. Wieder verteilte ich die Durchhalte-Parolen, kranke Kinder zuhause, leere Kassen, Stoffe, die nicht kamen, all die Dramen, die sich hinter der schillernden Fassade von Mode abspielen.
Die Kollektionen lösten sich ab: „Bonnard“, „Ruwenzori“, „Ernst Haeckel“, „Humboldt“ und nun „Childhood“. Melle nähte die Prototypen und die Kleinserien, übernahm tapfer, wenn es an anderer Stelle im Erzgebirge stockte. Wie Mami in „Vom Winde verweht“ schneiderte sie aus Nichts eine Bluse für mich (Scarlett), mit der ich werbewirksam durch die Gegend lief. Gerade ist es der „Wintermond“.
Ach, Melle! Was wäre ich nur ohne Dich, in guten wie in schlechten Zeiten. Nie ein böses Wort, stattdessen diese treue Verlässlichkeit. Und wenn es wirklich hart wurde, oder ich mal wieder komplett bescheuert ausscherte, konnten wir uns so herrlich amüsieren. Cheers auf zehn wunderbare Jahre mit all den köstlichen Annekdoten, sie würden ein Buch füllen:
Melle and Me (2014 – 2024). Fortsetzung folgt.
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MARLENE HOSE, MOOS-GRÜN
€598,00 inkl. Mwst. -
PUFFARM BUTTERFLY BLUSE, MULTI
€398,00 inkl. Mwst.
I wish I had the sewing skills of Melle! Brava!
Wie sehr würde mir mein Lieblingsrock fehlen, hätte nicht Melle ihn so schön repariert!
Nochmals ein großes Dankeschön!!
Inge