Als Karl Lagerfeld die Herbst-Winter Kollektion 2016/17 von Chanel mit einer inszenierten Demonstration für die Rechte der Frauen enden ließ, fand ich es „geschmäcklerisch“. Schließlich handelt es sich um ein bedeutsames Grundrecht, das nicht oberflächlich in den Dienst der Mode gestellt werden sollte. Und dennoch kamen mir bei dem für heute organisierte Women’s March in Washington diese Bilder wieder in den Sinn. Hat der Modezar doch hellseherisch etwas aufgegriffen, was Monate später eine so große Anziehungskraft entwickelte? Beinahe 500.000 Menschen, vornehmlich Frauen, haben sich zwischen Capitol und White House in Washington zusammen gefunden. Mehr als doppelt so viele wie gestern zum Amtseid von Donald Trump.
Der ursprünglich geplante Marsch musste abgesagt werden, denn die gesamte Strecke ist jetzt schon so gedrängt gefüllt, dass sich keiner mehr bewegen kann. Es ist nicht das Chanel rosé sondern die pinkfarben Mützen, die der wintergrauen US-Hauptstadt ganz neue Akzente geben. Schwester-Märsche finden rund um die Welt statt. Es betrifft uns alle, ob in einfachen Klamotten oder in Designer Outfits, so wie unsere französischen Vorfahrinnen, die sich 1789 auf den Weg nach Versailles begaben für eine Welt in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Da hat „America First!“ nichts zu suchen.
PS: Übrigens bringt man schon den kleinen Kindern bei, dass es ungezogen ist, sich selbst als erstes („first“) zu bedienen!
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