Mein Mann kocht perfekt und gern. Ich lade gern Gäste ein und kann NICHT kochen. Damit haben wir im Prinzip eine perfekte Symbiose, wären da nicht charakterliche Dissonanzen wie: pünktlich – unpünktlich, organisiert – unorganisiert … Er hat eine klare Tischlogistik, ich eine andere. Es ist kurz vor 19.00 Uhr, die Gäste treffen in der MILCHSTRASSE 11 ein, der Tisch ist halb (wohlmerklich „halb“) gedeckt, denn der Concept Store ist nicht ausgerichtet für ein gesetztes Essen. Die andere Hälfte des Geschirrs, samt Essen, samt Ehegatten sind verschollen oder … Auf jeden Fall bleiben mehrfach SMSen und Anrufe unbeantwortet. Dann taucht er auf, der Langersehnte, wir Frauen sind schon beim zweiten Glas Champagner, sein brauner Käfer Cabriolet hätte auch gleich in den Landen reinfahren können, so nah hat er ihn vorm Haus geparkt, um das 3-Gänge-Menue samt Besteck und Drumherum auszuladen. Aber „Schaahatz“, warum die Aufregung, es ist doch alles da, das Feuer brennt … – der Ehemann ist die Ruhe selbst. Wenn einer nervt, dann eben Schaahatz-Frau. Es wird zum geflügelten Wort, die Freundin zur linken: ‚Schatz, könntest Du bitte den Käse rüberreichen‘, die Freundin schräg gegenüber möchte auch als ‚Schätzchen“ ein wenig mehr Suppe. Freundin C stellt die Tonalität von „Schaahatz“ kritisch in Frage. Fällt erneut das Wort „Schaahatz“, muss mindestens eine der Frauen es  nachäffen. 5 x „Schaahatz“ und der kochende Tischherr in der Mitte, stoßen wir emanzipiert wie wir sind auf ihn an.