Jeder, der ein Kind zur Welt gebracht hat, ein Baby Love oder eine große Idee, ein Projekt, eine Herzensangelegenheit, die endlich Realität wurde, der weiß, wie es sich anfühlt: Man ist unglaublich glücklich und zugleich maßlos erschöpft. Als würden einen geheime Kräfte liebevoll zurück in die Bettdecke drücken oder die Füße auf dem Boden kleben. Auf Armen, Kopf, Schultern und Händen lastet das Gewicht der Schwerkraft.

Ich bleibe bei dem Bild der Geburt, denn unser Projekt hat genau neun Monate gedauert, eine Schwangerschaft, bis wir das fertige Manuskript von „Childhood Tagebuch“ vorgestern dem Verleger übergeben konnten. Mitte Februar 2024 kam Christine Klaubert mit ihrer Hamburger Freundin bei mir ins Kapitänshaus in Kampen auf Sylt. Aus der ersten Begegnung wurde eine Freundschaft, die sich nicht erklären musste, jedoch mit diesem Verwundern, dass so etwas möglich ist. Man findet sich eben.

Wir beide begannen zu schreiben, über Kindheit, über uns, über das psychotherapeutische Handwerk (ihr Metier) und über Mode und Kollektionen (mein Metier). Tief tauchten wir ein in unsere Geschichte(n), wir öffneten Türen zu Vergessenem und Verdrängtem. Wie wurden wir zu der Person, die wir heute sind? Jeden Sonntag lasen wir uns gegenseitig die Kapitel vor, sortierten, klärten, halfen uns bei den Formulierungen, um Klarheit zu schaffen und manchmal auch, um uns mit der Vergangenheit zu versöhnen. Ein irrer Prozess, der sehr viel Offenheit, Vertrauen und vor allem Respekt erforderte.

Über einen Monat haben wir intensiv redigiert, uns die Marotten aus den Texten gestrichen, umgestellt, verändert, korrigiert. Jede von uns kehrte mehrfach an den Schreibtisch zurück, um Wesentliches zu ergänzen oder gar komplett neu zu schreiben. So blieb ich bei meinem Lieblingsmärchen Hänsel und Gretel unerwartet hängen und wollte einfach nicht notieren, worum es wirklich ging: Fürsorge und Geborgenheit.

Dann verirrte ich mich bei der Abfolge der Kapitel, denn wir hatten ja nicht im Dialog geschrieben. Was gehört zusammen, wie entsteht ein roter Faden. Christine besaß in ihrem tastenden analytischen Denken die größere Übersicht und schuf eine Ordnung von Mode, Kollektion, Freundschaft, Entwicklungspsychologie, Prägungen, Märchenwelten und Träumen, Realitäten, Lebensentwürfen und Reflexionen.

Die Texte werden begleitet von Abbildungen aus meinem Skizzenbuch, dazwischen mischen sich WhatsApp Nachrichten, die atmosphärisch unsere Arbeit widergeben, und dazwischen gibt es die Freiplätze für die Leser*innen, für Kommentare und Gedanken, um daraus ein eigenes Tagebuch zu machen.

Zauber. Zauber. Plötzlich steht da der Verleger Dr. Josef Kleinheinrich aus Münster in der Tür und stellt sich vor. Allein das hört sich schon wie ein Märchen an. Er lässt sich begeistern und fügt seine große Erfahrung für sorgfältige, feingeistige, bibliophile Bücher dazu. Es scheint, als hätten wir drei uns gefunden.

Das Buch soll Anfang Dezember erscheinen, Format Din-A4, ca. 140 Seiten mit zahlreichen Abbildungen (€ 49), Vorzugsausgabe numeriert 1 – 100 mit Ausschnitten von Stoffen (€ 98), über die die Hand streichen kann. Banderole: „geschrieben auf Sylt“. Tragt Euch jetzt schon in den Kalender ein:

IT’S A DIENSTAG, 10. DEZEMBER 2024. CHILDHOOD TAGEBUCH

Auf Sylt stellen wir das Buch am 22.12.2024 und am 4.1.2024 bei Roma e Toska in Kampen vor.